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Freiherr Hugo von Habermann, Ein Sorgenkind (1886)

Diese Studie eines Arztbesuches wurde im naturalistischen Stil von Freiherr Hugo von Habermann (1849-1929) gemalt. Habermann, der Sohn eines Kavallerieoffiziers, wurde in Dillingen an der Donau geboren und zog als Schuljunge nach München. Er besuchte das dortige Gymnasium und studierte schließlich an der Münchner Universität Jura. Die gesamte Zeit über studierte er zusätzlich Malerei und Zeichnen, seine wahren Leidenschaften. Nach seiner Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg war Habermann in Ingolstadt stationiert, wo man ihm die Betreuung von Künstlern übertrug, die Skizzen französischer Kriegsgefangener anfertigten. Dies war der Zeitpunkt, als Habermann sich zur Aufgabe seines Rechtsstudiums entschloss und sich ganz der Malerei widmete. Er kehrte nach München zurück und wurde im November 1871 in die Akademie der Bildenden Künste aufgenommen; 1878 trat er in die Münchner Künstlergenossenschaft ein. Bald danach eröffnete er 1880 zusammen mit Bruno Piglheim und Fritz von Uhde eine private Malereiakademie. In der ersten Hälfte des Jahrzehnts blieb Habermann allerdings ziemlich unbekannt. Dann wurden 1886 plötzlich Kunstkritiker und die Öffentlichkeit auf dieses Gemälde aufmerksam. Ein Sorgenkind gewann im selben Jahr eine Goldmedaille bei einer Ausstellung im Münchner Glaspalast. Manchen Kritikern war das Bild nicht „gefällig“ genug. Doch Vorskizzen zeigen, wie sorgfältig Habermann das Werk komponiert hatte. (Eine Signora di Torri, deren Porträt der Künstler im selben Jahr gemalt hatte, stand Modell für die sorgenvolle Mutter.) Nach 1886 wurde es um Habermann ziemlich still, sowohl beruflich als auch privat. Seine Kunst bewegte sich zwischen Studien dionysischer Szenen im Jugendstil und Porträts von Frauen aus der wohlhabenden Gesellschaft; sein Gesundheitszustand war schlecht; und in seinem Lebensabend verließ er nur selten das Haus. Diese einsame Existenz wurde schließlich etwas erträglicher gemacht durch den Umstand, dass Prinzregent Luitpold von Bayern ihm den Titel eines Professors für sein Porträt Salome (1897) verlieh, das in jenem Jahr auf der Internationalen Kunstausstellung in München gezeigt wurde. Das Porträt sollte als Habermanns größtes Werk Bekanntheit erlangen.

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Freiherr Hugo von Habermann, <i>Ein Sorgenkind</i> (1886)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz
Original: Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie. Foto: Jörg P. Anders.