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Arnold Böcklin, Selbstbildnis mit fiedelndem Tod (1872)

Arnold Böcklin (1827-1901) erlangte größte Bekanntheit für seine unwirklichen Szenen, die Aspekte des Surrealismus vorwegnahmen, während sie gleichzeitig stark aus der klassischen Mythologie schöpften. Böcklin verließ seine schweizerische Heimat, um in den 1840er Jahren eine Ausbildung an der Düsseldorfer Kunstakademie zu machen; von 1850 bis 1857 lebte und arbeitete er in Rom; danach kehrte er unzählige Male nach Italien zurück und verbrachte etwa 30 Jahre dort. Sein Renommée verbreitete sich nur sehr langsam, in erster Linie, weil seine Landschaften und Seestücke mit mythischen Fabelwesen (Nymphen, Seejungfrauen, Zentauren etc.) bevölkert waren, die als übertrieben, exzentrisch und regelrecht bizarr erachtet wurden. Beginnend in den 1880er Jahren, als Radierungen seiner Werke an ein bürgerliches Publikum vermarktet wurden, begannen seine Gemälde Anklang zu finden. Böcklin profitierte auch sehr stark von den Bemühungen Ferdinand Avenarius’, des Gründers der Zeitschrift Der Kunstwart und eines Bewunderers seiner Arbeiten. Bei seinem Tod wurde Böcklin als einer der originellsten und kreativsten deutschen Künstler des Fin de Siècle bejubelt, und im Rückblick lässt sich feststellen, dass sein Interesse an Fantasieszenen, befreit von traditionellen Formen und Motiven, dem Expressionismus den Weg bereitete. Das Böcklin „eine andere Tonart traf“ kann man sowohl im übertragenen als auch im wörtlichen Sinn deuten: Laut Gustav Mahlers Witwe Alma war das Scherzo von Mahlers Sinfonie Nr. 4 in G-Dur (1900) inspiriert vom Bild des fiedelnden Todes in diesem Selbstbildnis. Im Einklang mit dem Geist des Gemäldes ließ Mahler den Geigensolisten auf einer falsch gestimmten Violine [Skordatur] spielen.

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Arnold Böcklin, <i>Selbstbildnis mit fiedelndem Tod</i> (1872)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz
Original: Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nationalgalerie. Foto: Jörg P. Anders.