Berlin, 9.-11. April 1917
Die Opposition der sozialdemokratischen Parteien Deutschlands will im Interesse der Arbeiterklasse eine unabhängige und selbständige Politik betreiben, geleitet von den Grundsätzen und Forderungen des Parteiprogramms, der Parteitagsbeschlüsse und der Beschlüsse der internationalen Kongresse. Sie steht in grundsätzlicher Opposition zum herrschenden Regierungssystem, zur Kriegspolitik der Reichsregierung und zu der vom Parteivorstand im Regierungsfahrwasser geführten Politik der nominellen Partei. Zur Unterscheidung von dieser Partei führt die Organisation der Opposition den Namen: Unabhängige sozialdemokratische Partei Deutschlands. Programm und Organisation der Partei sind nach den im Kriege neu gewonnenen Erkenntnissen auszugestalten, was in vollem Umfange erst möglich ist, wenn die im Heeresdienst stehenden Genossen zurückgekehrt und die Grundlagen in freier Aussprache wiederhergestellt sind. Wie das Programm für die Politik, so bildet bis dahin für die Organisation der Opposition das Organisationsstatut der sozialdemokratischen Partei Deutschlands die Grundlage. Die Parteigenossen sind verpflichtet, es in demokratischem Geiste anzuwenden und besonders danach zu trachten, allen wichtigen Entscheidungen demokratische Grundlage zu geben. Nachdem der Vorstand den Kriegszustand zur gewaltsamen Entrechtung der oppositionellen Parteimitglieder ausgenutzt und sie widerrechtlich aus der Partei ausgestoßen hat, schließt sich die Opposition zu einer selbständigen Organisation zusammen.
Quelle: USPD Grundlinien (April 1917), in Karl Wippermann, u.a., Hg., Deutscher Geschichtskalender 33 (1917), S. 782.
Abgedruckt in Wolfdieter Bihl,Deutsche Quellen zur Geschichte des Ersten Weltkrieges. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1991, S. 238-40.