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Wie Soldaten das Leben im Krieg beschreiben V: Peter Hammerer (1916)

Die psychologischen Belastungen des Krieges wirkten sich auf das Kampfvermögen von bis zu 600 000 deutschen Soldaten aus. Hier wird Peter Hammerer von einem Militärgericht wegen seines scheinbar psychotischen und strafbaren Verhaltens begutachtet. Anhand des Briefes sowie der Handhabung des Falles durch die Militärbehörden erhält der Leser zudem einen Einblick in die Welt eines Soldaten, dessen psychologischer Zustand völlig aufgewühlt war. Häufig wurden externe Gutachten herangezogen, um bei Delikten zu vermitteln, die vor einem Militärgericht landeten.

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Quellen Archivmappe Hammerer

Dok. 3: Brief des Peter Hammerer vom 3.11.1916 an seine Frau Rosina Hammerer in Haslach bei Kempten (Allgau), Post Wertach:

"Geschrieben den 3 November 1916.
Liebste Frau Rosina,
Ich teile dir mit das ich deinen Brief bekomen habe von 23 Oktober 1916. Liebe Frau mir hat das sachen schon geschmekt wo du den Michael Mayer mitgeschickt hast. Das Große Paget. Liebe Frau schicke ja kein so Groses nicht mehr den das ist ales zu teuer. Liebe Frau Rosina ich habe dir im 23 Oktober eine Karte geschrieben u. diese habens in Haslach auf der Post Oy wieder mir zuruk geschickt u. schreiben darauf unbekant du bist nicht in Haslach ist das nicht eine schlecht Bande u. sie kenen dich gut da kan man es ihmer sehen was du vier eine Hielfe hast Liebe Frau. Was wirst du vier ein Elend haben wen du diesen Monat in das [Wochen-] Bett kombst u. ich bin nicht bei dir keine Hielfe als die Kinder. Und der Teufels Schwindel wird nicht gar ich weis mir bald keinen Rad mehr was ich anfang von lauter studiren mit dir Liebe Frau Rosina. Da schreiben die Hurn Bande imer herein dir wird so geholfen u. bekombst so viel die Schwindelnazion Liebe Frau wie die Kruziviex Bandie hereingeschriben hat das ich nichts getan hab drausend als wi gesofen ale Tag.

Ich sol vier eine solche Bandie den Kopf hin heben nein die Solen ihre Schädel selbst hin heben ich hab keinen Nutzen von ihnen nur Schaden. Liebe Frau es kan gehen wie es wil ich hab sat Ich bin Etliche Tag länger bei dir geblieben u. jezt habe ich zwei Monat Gefängnis bekomen. Es ist kleich Liebe Frau Rosina ich weis meine gedanken. Ich hab es Ihnen schon gesagt in der Verhandlung Ich wil entlasen sein ich wil nichts mehr wissen von den Elent. Das wär der Lohn vier die Jahre wo man die Groskapaliesten [Großkapitalisten] ihre Sachen Schützt die solens ihnen selbst Schützen u. nicht solche die in der Welt drausend ihr Fortkomen Suchen müssen ich habe nichts von ihnen u. wil auch nichts als zu dir heim jezt ist es über zwei Jahr das du u. die Kinder Not u. Elent habt u. ich selbst. Ich hab nichts zum Verteidigen jezt wil ich hinaus ich wil mir meine Sachen selbst Verdienen ich brauche nichts von ihnen als Hunger u. Not zufressen gebens uns auch nichts mehr als Kolasch [Gulasch] aber das sind nur Kartofel u. das andre Fresen die wo hinter uns sind. Die tragen Schädel rum das es nicht mehr schön ist u. haben ihren Grosen gehalt dazu Liebe Frau du kanst es dir nicht denken wie schlecht es uns geht es wird ale Tag schlechter für beser. Darin ist es das gleiche wie drausend hast es schon gesehen in Kempten die Grosen die haben heisen Fleisch zu Fresen das kein Hirt übersprüngen kan. Und darin ist das Kleiche. Liebe Frau ich kan dir blos miteilen das diejenigen in der Gefangenschaft viel beser haben als wier. Da heist es was der im Fleld zum Anspruch hat ja dopelte Minarsch u. nichts zu fressen wie Kartofel u. Kraut. Wegs den ist es so die haben Grosen gehalt u. beser zu Esen damit sie die Manschaften dum machen. Aber das ist Rum es kents jeder das Schwindel ist. Viele Herzliche Grüse v d L [von Deinem lieben] Man Auf ein baldiges wiedersehen.

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