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Die Bekenntnischrift der Täuferbewegung – Die Schleitheimer Artikel (1527)

Die Schleitheimer Artikel, die 1527 als Vereinigungsschrift entworfen wurden, sind die bekannteste Bekenntnisschrift der Täuferbewegung. Die Artikel werden Michael Sattler (ca. 1495-1527) zugeschrieben, einem ehemaligen Benediktinermönch, der kurz nach ihrer Niederschrift in Rottenburg in Schwaben hingerichtet wurde. Die emotionale Sprache der Schleitheimer Artikel unterscheidet sie von den traditionelleren Marburger Artikeln.

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Brüderlich vereinigung etlicher Kinder Gottes, sieben artikel betreffend.


Item, ein Sendbrieff Michaels Sattlers, an ein gemein Gottes, sampt kurzem, doch wahrhafftigen anzeig, wie er seine leer zu Rottenburg am Necker, mit seinem blut bezeuget hat.

Freud, fried, und barmherzigkeit, von unserem Vater, durch die vereinigung des blutes Christi Jesu, mit sampt den gaben des Geistes, der vom Vater gesend wird, allen Gleubigen zu sterke und trost, und bestendigkeit in aller trübsal, bis an das ende, Amen. Sey mit allen liebabern Gottes, und Kindern des Liechtes, welche zerstrewt sind, allenthalben, wo sie von Gott unserem Vater verordnet sind, wo sie versamlet seind einmütiglich, inn einem Gott unnd Vater unser aller, Genade und fried im Herzen sey mit euch allen, Amen.

Lieben in dem Herren, Brüder und Schwestern, Uns ist alwege zum ersten und fürnemsten angelegen, Ewer trost und versicherung eweres Gewissens, welches etwan verwirret was, da mit ir nicht immer als die auslendigen von uns gesondert würden, und schier vast ausgeschlossen nach billigkeit, sondern das ihr euch widerumb wenden möchten zu den waren eingepflanzten gliedern Christi, die da gerüstet werden durch gedültigkeit, und erkennung sein selbs, und also widerumb mit uns vereinbart würden in der krafft eines Göttlichen Christlichen Geists und eifers nach Gott.

Es ist auch offenbar, mit was tausent listigkeit der Teuffel uns abgewendet hab, damit er inen das werck Gottes, welches inn uns zum theyl barmherziglich und gnediglich angehebt ist worden, zerstöre unnd zu boden richt. Aber der trewe Hirt unser Seelen Christus, der solchs angehabé hat in uns, der wird dasselbe bis an das ende richten und leren, zu seiner ehr und unserm heil, Amen.

Lieben Brüder und Schwestern, wir, die da versamlet sind gewesen im Herrn, zu Schlaten am Randen, mit einander in stücken und artickeln, thun kunt allen liebabern Gottes, das wir vereinigt sind worden, So uns betreffen im Herre zu halten, als die gehorsamen Gottes Kinder und Söne und Töchtern, die da abgesondert sind, und sollen sein von der welt, in alweg thun und lassen, und Gott sey einig preis un lob, ohne aller Brüder widersprechen ganz wol zufrieden. In solchem haben wir gespüret die einigkeit des Vatters, und unsers gemeinen Christi, mit irem geist mit uns gewesen sein, Dann der Herr ist der Herr des friedes und und nit des zancks, wie Paulus anzeygt, Das ir aber verstanden, in was artickeln solchs geschehen sey, sollen ir mercken und versthon.

Es ist von etlichen falschen brüdern unter uns grosse ergernis ein gefürt worden, das sich etlich von dem Glauben abgewendedt haben, in dem sie vermeint haben, die freyheit des Geystes unnd Christi, sich uben unnd brauchen, solche aber haben gefehlet der wahrheit, unnd seindt ergeben worden (zu irem urtheil) der geylheyt unnd freyheyt des fleisches, und haben geachtet, der glaub und lieb mög es alles thun und leiden, und inen nichts schaden noch verdamlich sein, dieweil sie also glaubig seyen.

Merckent ir glieder Gottes in Christo Jesu, der glaub an himelischen Vater, durch Jesum Christum ist nicht also gestalt, wircket und handelt nicht solche ding, so diese falsche brüder und schwestern handelen und leren, hüten euch und seint gemant vor solchen, dann sie dienen nicht unserm Vater, sonder irem Vater dem Teuffel.

Aber ir nicht also, dann die da Christi seint, die haben ir fleisch gecreuziget mit sampt allen gelüsten und begierden, ir verstan mich wol, unn die brüder welche wir meynen, Absonderteuch von inen, denn die sie sind verkehrt. Bittend den Herren umb ire erkantnus zur busse, und uns umb bestendigkeit, den angegriffnen weg führt zu wandeln, nach der Ehr Gottes, und seines Sons Christi, Amen.

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