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Der Reformator als Ehemann – Luther und seine Frau (1529, 1534 und 1546)

Martin Luther heiratete 1525 Katharina von Bora (1499-1552), zwei Jahre nachdem sie ihr Leben als geweihte Zisterziensernonne aufgegeben hatte. Während seiner häufigen Reisen korrespondierte Luther mit seiner Frau anhand von Briefen. Die drei nachfolgend wiedergegebenen Briefe sind typisch für seine Korrespondenz. Luther mischt Berichte seiner Tätigkeiten und Erfahrungen mit Äußerungen von Kurzweil und Zuneigung, indem er den beiden Kindern Küsse sendet und Katharina humorvolle Titel wie „Heilige“, „Doktorin“, „Professorin“ und „Predigerin“ verleiht. Luther schrieb den ersten Brief am 4. Oktober 1529 aus Marburg in Hessen, wo er um der protestantischen Einigkeit willen mit Ulrich Zwingli aus Zürich ihre unterschiedlichen Auslegungen der Abendmahlsdoktrin debattierte.

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1. Martin Luther an seine Frau.
[Marburg,] 4. Oktober 1529


Meinem freundlichen lieben Herrn Katharina Lutherin, Doctorin, Predigerin zu Wittenberg.

Gnad und Friede in Christo. Lieber Herr Käth! Wisset, daß unser freundlich Gespräch zu Marburg ein Ende hat, und seind fast in allen Stücken eins, ohne daß die Widerteil wollten eitel Brot im Abendmahl behalten und Christum geistlich darinnen gegenwärtig bekennen. Heute handelt der Landgraf, ob wir könnten eins werden, oder doch gleichwohl, so wir uneins blieben, dennoch Brüder und Christus’ Glieder unter einander uns halten. Da arbeit der Landgraf heftig. Aber wir wollen des Brüdern und Glieders nicht, friedlich und guts wollen wir wohl. Ich achte, morgen oder übermorgen wollen wir aufbrechen und zu E. Gn. Herrn gen Schl. in Voigtland ziehen, dahin uns S. K. F. G. berufen hat.

Sage dem Herrn Pommer, daß die besten Argument seind gewesen des Zwinglii, daß corpus non potest esse sine loco, ergo Christi corpus non est in pane, des Oecolampadii: dies Sacramentum est signum corporis Christi. Ich achte, Gott habe sie verblendet, daß sie nichts haben müssen fürbringen. Ich habe viel zu tun, und der Bott eilet. Sage allen gute Nacht und bittet für uns! Wir seind noch alle frisch und gesund und leben wie die Fürsten. Küßt mir Lensgen und Hänsgen! Am Tage Francisci, 1529.

E. williger Diener
Martinus Luther.

Johann Brenz, Andreas Osiander, Doctor Stephan von Augsspurg seind auch hier kommen.

Sie seind hier toll worden mit Schweißschrecken, gestern haben sich bei funfzig geleget, deren seind eins oder zwei gestorben.



Quelle: „Luther an seine Frau. [Marburg,] 4. Oktober 1529“.
In D. Martin Luthers Werke. Weimarer Ausgabe (Sonderedition). Abteilung 3: Briefwechsel. Band 5, S. 153-54.
© 2002 Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar GmbH & Co in Stuttgart/Weimar.

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