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15 Jahre nach dem Fall der Mauer (30. September 2004)

Die Forschungsgruppe Wahlen in Mannheim untersucht regelmäßig die politische Stimmung in Deutschland. Die Ergebnisse einer Sonderstudie von 2004 zur deutschen Einheit zeigen, dass in der Bevölkerung die Zustimmung zur deutschen Einheit mit 80 Prozent der Befragten sehr hoch ist. Allerdings offenbaren sich beträchtliche Unterschiede zwischen Ost und West in der Bewertung von Einzelfragen, zum Beispiel wer von der Einheit profitiert hat. In dem folgenden Artikel aus der Süddeutschen Zeitung wird über die Ergebnisse berichtet.

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Einigkeit mit Recht und Freiheit

Die Ostdeutschen müssten sich daran gewöhnen, hinter dem westdeutschen Lebensstandard hinterherzuhinken. Damit erregte Bundespräsident Köhler kürzlich die Gemüter. Um so überraschender kommt die Erkenntnis, dass die Deutschen in West und Ost mit der Einheit immer zufriedener sind – auch wenn es weiter einige Meinungsverschiedenheiten gibt.



Die Forschungsgruppe Wahlen hat knapp 14 Jahre nach der Einheit ein Politbarometer Extra in Auftrag gegeben. Trotz neuer Ost-West-Diskussionen gibt es an der Richtigkeit der Deutschen Einheit knapp 15 Jahre nach dem Mauerfall nur wenig Zweifel: 83 Prozent aller Bundesbürger sind aus heutiger Sicht der Meinung, dass die Vereinigung beider deutscher Staaten richtig war.

Zustimmung zur Einheit wächst

Insgesamt 15 Prozent – 8 Prozent im Osten, aber schon 17 Prozent im Westen – sagen kurz vor dem Jahrestag der Wiedervereinigung „nicht richtig“.

Im Zeitvergleich sind die Deutschen bei dieser Gesamteinschätzung damit fast wieder auf dem Ausgangsniveau zu Beginn der 90er Jahre angekommen: Bereits zwei Jahre nach der Zusammenführung beider Staaten sprachen 80 Prozent von einer richtigen, 17 Prozent von einer falschen Entscheidung (12/1992).

Seitdem ist die Zustimmung zur Deutschen Einheit in kleinen Schritten gewachsen, ohne dass dabei aber jemals die 90-Prozent-Marke überschritten wurde.

Neben dieser überaus positiven Resonanz fände es heute aber jeder zehnte Bundesbürger (10 Prozent) gut, wenn es wieder zwei deutsche Staaten geben würde, die überwältigende Mehrheit von 88 Prozent ist hier allerdings gegenteiliger Ansicht.

Ost-West-Kluft wird kleiner

Auch wenn in allen Gruppen der Gesellschaft eine neuerliche Teilung klar abgelehnt wird, plädieren überdurchschnittlich viele formal niedrig gebildete Befragte, oder aber Menschen, die sich persönlich in einer schwierigen finanziellen Situation befinden, für das Modell zweier deutscher Staaten.

Zudem gibt es wieder Ost-West-Differenzen: Während in den neuen Ländern 6 Prozent für eine Wiederherstellung der Zweistaatlichkeit plädieren, sind dies im Gebiet der alten Bundesrepublik 11 Prozent.

Trotz aller vermeintlichen wie offensichtlichen Defizite wird – und das erscheint dieser Tage besonders bemerkenswert – die Kluft zwischen Ost und West in den Augen der Bevölkerung kleiner: Nach 26 Prozent im Jahr fünf der Einheit (12/1995) und 30 Prozent vor der letzten Bundestagswahl (09/2002) bemerken heute schon 40 Prozent der Befragten, dass zwischen beiden Teilen der Republik die Gemeinsamkeiten überwiegen.

56 Prozent erkennen dagegen eher Unterschiede, wobei sich Ost- und Westdeutsche ausgerechnet bei der Frage nach den Differenzen ausgesprochen einig sind.

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