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Erinnerungen des Augenzeugen Götz Bergander an die Bombardierung Dresdens (Rückblick)

Vom 13. bis zum 15. Februar 1945 bombardierten britische und amerikanische Kampfflieger die Stadt Dresden. Diese Aktion, die Großteile der Innenstadt vollkommen zerstörte, forderte schätzungsweise zwischen 20.000 und 40.000 Todesopfer. In dem folgenden Bericht erinnert sich der Augenzeuge Götz Bergander an die Ereignisse vom 13. Februar 1945.

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Es hatte schon amerikanische Tagesangriffe auf Dresden gegeben, einen im Oktober 1944 und einen im Januar 1945, der war schon etwas schwerer. Da wußte man also dann schon, Dresden kommt nicht so davon. Was und bevorstand, ahnten wir allerdings nicht. Meine Flakhelferzeit lag hinter mir. Ich wartete auf meine Einberufung zum Wehrdienst. Ich war gerade 17 Jahre alt geworden. Ich hatte mir eine Planquadratkarte besorgt. Darauf konnte man ganz genau anhand eines Senders – wir nannten ihn „Flaksender“, aber es war in Wahrheit der Sender der Jagddivision in Döberitz, der die Luftlagemeldung verschlüsselt durchgab, die Einflüge verfolgen, und ich saß zu Hause an meinem Radio, hörte diesen Sender, hatte eine große Karte vor mir, hatte Pauspapier draufgespannt und zeichnete diese Einflüge alle mit. Der „Flaksender“ war nicht identisch mit dem Drahtfunk für die Zivilbevölkerung. Es gab eine sehr viel umfassendere Luftlage und im großen und ganzen wußte man schon, wenn man ihn abhörte, ob eine Gefahr naht oder nicht.

Und so war es auch am Abend des 13. Februar 1945, ausgerechnet Faschings-Dienstag. Es war erkennbar, daß bis weit nach Mitteldeutschland, über Leipzig hinaus, ein großer Einflug kam. Die Stadt war schon mit Flüchtlingen angefüllt. Besonders die Bahnhöfe. Ich schätze, daß vielleicht eine Million Menschen zu der Zeit in Dresden gewesen sind, also ungefähr 300.000 Flüchtlinge. Sie verteilten sich auf das ganze Stadtgebiet. Die Schutzraumsituation in Dresden war völlig ungenügend. Es gab überhaupt keinen einzigen öffentlichen großen Luftschutzbunker.

Dann kam also der Alarm am 13. Februar um ca. 21.40 Uhr. Ich hörte wieder den Flaksender Döberitz, er hieß „Horizont“. Und mir war klar, diesmal kommt es dick bei Alarm. Ich habe noch gesagt: „Es sieht ernst aus.“

Wir haben also auch noch einen Korb mit Wäsche genommen und alles, was wir so bereitgestellt hatten – ich hatte natürlich das sogenannte Luftschutzgepäck- und sind dann in den Keller runtergegangen. Unser privater Luftschutzkeller war sehr gut ausgebaut. Wir fühlten uns ziemlich sicher da unten. Der war richtig mit Stahlschotten und Gummiabdichtungen gegen Gas ausgerüstet und mit eingezogenen Stahlträgern und einem richtigen Luftschutzwart.

Ich hatte während der Zeit des ersten Angriffs die örtliche Luftschutzleitung im Drahtfunk gehört, und da war die letzte Meldung: „Achtung, Achtung, hier spricht die örtliche Luftschutzleitung, Bombenwürfe im Stadtgebiet. Volksgenossen, haltet Sand und Wasser bereit.“

Dann war es aus, und dann wurde die örtliche Luftschutzleitung nie mehr gehört, weil die Verbindungen unterbrochen waren.

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