[ . . . ] Es dämmert bereits, als wir auf dem Münchener Flugplatz Oberwiesenfeld landen. Während des Fluges hatte es leicht geregnet, und das Gras am Flugplatz glänzt naß im Morgenlicht. Als Hitler aus der Maschine springt, erstatten ihm zwei Reichswehroffiziere Meldung. Er geht mit ihnen abseits und erteilt ihnen seine Befehle. Beim Empfangsgebäude warten drei Wagen, die ich durch Funk aus der Reichsleitungsgarage in München bestellt habe, und neben ihnen stehen ein paar alte Freunde Hitlers aus den Anfängen der Partei. Hitler tritt an die Wagen heran und befiehlt, die Verdecke hochzuschlagen. Mir fällt sein schroffer Ton auf. Sein Gesicht ist noch ernster als während des Flugs. Ich sitze schon am Steuer, als er sich neben mich setzt: „Kempka, wir fahren zunächst zum Innenministerium."
[ . . . ]
Hitler setzt sich neben mich und befiehlt: „Auf schnellstem Weg nach Wiessee!"
Gegen halb fünf dürfte es gewesen sein, der Himmel hat sich aufgeklärt, fast ist es ein heller Tag geworden. Wir begegnen Sprengwagen und Leuten, die zur Arbeit gehen. [ . . . ] Schweigend sitzt Hitler neben mir. Hin und wieder höre ich, wie sich hinter meinem Rücken Goebbels mit Lutze unterhält.
Kurz vor Wiessee bricht Hitler plötzlich sein Schweigen: „Kempka", sagt er, „fahren Sie vorsichtig, wenn wir zum Hotel Hanselbauer kommen. Sie müssen völlig geräuschlos vorfahren! Falls Sie eine SA-Wache vor dem Hotel sehen [ . . . ] warten Sie nicht ab, bis mir die Wache Meldung erstattet, sondern fahren Sie weiter, und halten Sie erst vor dem Hoteleingang." Und nach einer Weile tödlichen Schweigens: „Röhm will putschen!"
Mir läuft es eiskalt über den Rücken. Alles hätte ich mir denken können, nur nicht einen Putsch von Röhm!
Vorsichtig, wie es Hitler befohlen hat, fahre ich vor dem Hoteleingang vor. Hitler springt aus dem Wagen, Goebbels, Lutze und die Adjutanten hinterher. Gleich nach uns hält ein zweites Fahrzeug mit einem in München zusammengestellten Begleitkommando der Kriminalpolizei.