Professor Robert Ritter, Leiter der Rassenhygienischen Forschungsstelle im Reichsgesundheitsamt, bei der Datenerfassung von Zigeunern mit Unterstützung der Polizei (1938)
Im nationalsozialistischen Rassenverständnis hatten Sinti und Roma eine paradoxe Sonderstellung. Obwohl sie aufgrund ihrer indischen Abstammung mehr „arisches“ Erbgut als sogar die nordische Rasse besitzen sollten, hätten sie sich mit „minderwertigen Rassen“ vermischt und daher ihre Reinheit geopfert. Insofern wurden sie als „entartete Kriminelle und Landstreicher“ als Bedrohung für die Sicherheit und Gesundheit des deutschen Volkes angesehen. Insbesondere Himmler war von der „Zigeunerfrage“ fasziniert. 1936 gründete er die Rassenhygienische Forschungsstelle im Berliner Reichsgesundheitsamt zur Erforschung und statistischen Erfassung der rund 30.000 in Deutschland lebenden Sinti und Roma. Die hier unter Leitung von Dr. Robert Ritter gesammelten Informationen wurden schließlich zur systematischen Verfolgung, Zwangssterilisation und Ermordung der „Zigeuner" genutzt. Schätzungen über die Gesamtopferzahl des Völkermordes an Sinti und Roma reichen von 220.000 bis 500.000 Toten. Dr. Ritter betätigte sich nach Kriegsende im Bereich der Psychiatrie. Ein gegen ihn eingeleitetes Strafverfahren wurde 1950 eingestellt.
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