Ich habe Ihnen nunmehr die Gründe angezeigt, warum ich so sehr wünsche, niemals über Religionssachen zu streiten; ich habe Ihnen aber auch zu erkennen gegeben, daß ich gar wohl glaube, der Bonnetschen Schrift etwas entgegensetzen zu können. Wenn darauf gedrungen wird; so muß ich die Bedenklichkeiten aus den Augen setzen, und mich entschließen, in Gegenbetrachtungen meine Gedanken über des Hrn. Bonnet Schrift und die von ihm vertheidigte Sache öffentlich bekannt zu machen. Ich hoffe aber, daß Sie mich dieses unangenehmen Schritts überheben, und lieber zugeben werden, daß ich in die friedsame Lage zurückkehre, die mir so natürlich ist. Wenn Sie Sich an meine Stelle setzen, und die Umstände nicht aus Ihrem Gesichtspunkte, sondern aus dem Meinigen betrachten, so werden Sie meiner Neigung Gerechtigkeit widerfahren lassen. Ich möchte nicht gerne in Versuchung kommen, aus den Schranken zu treten, die ich mir mit so gutem Vorbedachte selbst gesetzt habe.
Ich bin mit der vollkommensten Hochachtung
Berlin,
den 12. December
1769.
Ihr
aufrichtiger Verehrer,
Moses Mendelssohn.
Quelle: Moses Mendelsohn, Gesammelte Schriften, Jubiläumsausgabe, Bd. 7, herausgegeben von I. Elbogen, J. Guttmann und E. Mittwoch. Berlin: Akademie-Verlag, 1930, S. 7-17.