Der viert Artikel. Zum vierten ist bisher im Brauch gewesen, das kain armer Man nit Gewalt gehabt hat, das Wiltpret, Gefigel oder Fisch in fließenden Wasser nit zů fachen zü gelassen werden, welchs uns ganz unzimlich und unbrüderlich dunkt, sunder aigennützig und dem Wort Gots nit gemeß sein. Auch in etlichen Ortern die Oberkait uns das Gewild zů Trutz und mechtigem Schaden haben, wir uns das Unser (so Got dem Menschen zů Nutz wachsen hat lassen) die unvernünftigen Tier zů Unutz verfretzen můtwiliglich, leiden müssen, darzů stillschweigen, das wider Gott und dem Nechsten ist; wann als Gott der Herr den Menschen erschůf, hat er im Gewalt geben über alle Tier, über den Fogel im Luft und uber den Fisch im Wasser. Darumb ist unser Begeren: wann ainer Wasser hette, das ers mit gnůgsamer Schrift beweisen mag und das man das Wasser inwissenlich also erkauft hette, begeren wir ims nit mit Gewalt zů nemen, sunder man müst ain christlich Einsechen darinnen haben von wegen brüderlicher Lieb. Aber wer nit gnůgsam anzaigen darum kan ton, sols ainer Gemain zimlicher Weis mittailen.
Der funft Artikel. Zum fünften seien wir auch beschwert der Holzung halb, dann unsere Herschaften habend inen die Hölzer alle allain geaignet, und wann der arm Man was bedarf, můß ers umb zwai Geld kaufen. Ist unser Mainung, was für Hölzer seien, es habens geistlich oder weltlich innen, die es nit erkauft haben, sollen ainer ganzen Gemain wider anhaimfallen, und ainer Gemain zimlicher Weis frei sein, aim ietlichen sein Noturft ins Haus zů brennnen umbsunst lassen nemen; auch wann von Nöten sein wurde zů zimmern, auch umbsunst nemen, doch mit Wissen der, so von der Gemain darzů erwelt werden. So aber kains verhanden wer dann das, so redlich erkauft ist worden, sol man sich mit denselbigen briederlich und christelich vergleichen. Wann aber das Gůt am Anfang aus inen selbs geaignet wer worden und nachmals verkauft worden, sol man sich vergleichen nach Gestalt der Sach und Erkantnus briederlicher Lieb und heiliger Geschrift.
Der sechst Artikel. Zům sechsten ist unser hart Beschwerung der Dienst halben, wölche von Tag zu Tag gemert werden und teglich zůnemen, begeren wir das man ain zimlich Einsechen darein tue, uns dermaßen nit so hart beschweren, sonder uns gnedig hierinnen ansechen, wie unser Eltern gedient haben, allain nach Laut des Wort Gots.
Der sibent Artikel. Züm sibenden das wir hinfüro uns ain Herschaft nit weiter wölle lassen beschweren, sonder wies ain Herschaft zimlicher Weis aim verleicht, also sol ers besitzen laut der Verainigung des Herren und Bauren. Der Herr soll in nit weiter zwingen noch dringen, mer Dienst noch anders von im umbsunst begeren, darmit der Baur solich Gůtt onbeschwert also rüeblich brauchen und nießen müg. Ob aber dem Herren Dienst von Nöten weren, sol im der Baur willig und gehorsam für ander sein, doch zü Stund und Zeit das dem Bauren nit zu Nachtail dien; und ime umb ainen zimlichen Pfenning Denst tun.
Der achtet Artikel. Zům achten sei wir beschwert, und der vil, so Güter innen haben, das dieselbigen Güter die Gült nit ertragen kinden und die Bauren das Ir darauf einbießen und verderben, das die Herschaft dieselbigen Güter erber Leüt besichtigen lassen und nach der Billikait ain Gilt erschöpf, damit der Baur sein Arbait nit umbsunst tie; dann ain ietlicher Tagwerker ist seins Lons wirdig.
Der neunt Artikel. Zům neünten seien wir beschwert der großen Frefel, so man stetz neu Satzung macht; nit daz man uns straft nach Gestalt der Sach, sunder zů Zeiten aus großem Neid, und zů Zeiten aus großem Gunst. Ist unser Mainung, uns bei alter geschribner Straf strafen, darnach die Sach gehandelt ist, und nit nach Gunst.
Der zehent Artikel. Zům zehenden sei wir beschwert, das etlich haben inen zügeaignet Wisen, dergleichen Ecker, die dann ainer Gemain zůgeherent; dieselbigen werden wir wider zü unsern gemainen Handen nemen, es sei dann Sach, das mans redlich erkauft hab. Wann mans aber unbillicher Weis erkauft het, sol man sich gütlich und briederlich mitainander vergleichen nach Gestalt der Sach.
Der ailft Artikel. Zům ailften wellen wir den Brauch genant den Todfall ganz und gar abtůn habn, den nimmer leiden noch gestatten, das man Witwen, Waisen das Ir wider Got und Eeren also schentlich nemen, berauben sol, wie es an vil Orten menigerlai Gestalt geschehen ist, und von den, so si beschützen und beschirmen solten, hand si uns geschunden und geschaben; und wann si wenig Fůg hettent gehabt, hettent sis gar genomen; das Got nit mer leiden wil, sunder sol ganz absein, kain Mensch nichts hinfiro schuldig sein zů geben, weder wenig noch vil.
Beschluß. Zům zwelften ist unser Beschluß und endliche Mainung, wann ainer oder mer Artikel, alhie gestelt, so dem Wort Gotes nit gemeß weren, als wir dann nit vermainen, dieselbigen Artikel wol man uns mit dem Wort Gots für unzimlich anzaigen, wolt wir darvon abston, wann mans uns mit Grund der Schrift erklert. Ob man uns schon etlich Artikel jetz zuließ und hernach sich befend, das Unrecht weren, sollen si von Stund an tot und absein, nichts mer gelten. Dergleichen ob sich in der Schrift mit der Warhait mer Artikel erfunden, die wider Got und Beschwernus des Nächsten weren, wöll wir uns auch vorbehalten und beschlossen haben. Und uns in aller christlicher Leer ieben und brauchen, darumb wir Gott den Herren bitten wöllen, der uns das selbig geben kan und sunst niemant. Der Frid Christi sei mit uns allen.
Quelle: Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges, gesammelt und herausgegeben von Günther Franz. Darmstadt: WBG, 1963, S. 174-79.