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Protestanten und Radikale – Die Debatte zwischen Martin Bucer und hessischen Täufern (1538)

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[Absolution].

J.: Man hab seinen fehel zum teil gehort, hab aber weiter mangel, nemlich den: man spreche das volg in gemein der sunde ledig, darunder seien vil unbussfertiger etc. Item, wan die missteter das leben verbrochen, so sprech man inen das reich gottes zu, und man solle doch nicht sterben wie ein morder inhalt der schrift.

B.: Wan einer sagt: Es reuen mich meine sunde, so absolvirt man inen, sie konnen ime aber ins herz nicht sehen Und ob wol ein jder sich huten soll, das er nicht in leiden kam von wegen morts und diepstals etc., wen es aber mit ime je dahin komen ist, sol er sein leiden tragen wie der schecher am kreuz und gnad bei dem herren suchen, die wirdet er gewisslich finden, als sie der schecher funden hat. Und fragt B. Jorgen, ob sie etwas weiter haben.

J.: Nein, hab aber magister Adam und andere mangel an inen, das mugen sie anzeigen.

B.: Den mangel hab man an inen, das sie sich von uns trennen one ursach. Dan wir wollen den ban nicht hindan setzen, den wucher nicht bestetigen, bussfertig leben verkunden wir, die sacrament reichen wir nach inhalt der schrift und nach der confession zu Augspurgk ubergeben. Bit, das sie, Jorge wollen zu erkennen geben, ob sie sich zu uns widerumb begeben wollen in allen christlichen stucken.

Antwort Jorg, sie wollen sich daruf bedenken.

Folgt die handlung mit Lenharte von Mostricht. Und sagt derselbig Lenhart, als sein mitbruder zu den artikeln antwort geben, darinne hab er noch mangel und wil den anzeigen ufs einfeltigst und mit gezeugknus heiliger schrift. Erstlich frag er her Butzern, woher er seinen beruf hab, nach der regel Christi das wort gottes zu predigen.

B.: Wer der gemein dienen kan, der diene mit dem, das er kan. Nu hat die gemeine die hie berufen, die predigen konnen, und hab Paulus Tito bevolhen, die stedt zu besetzen mit tauglichen leuten [Tit. 1, v. 5]. Also seind auch unsere predicanten gefordert.

Lenhart: Damit hab er noch keinen gnugen, wer sie gesandt hab.

B.: Es kan niemant predigen, er sei dan gesandt, Roma 10, [v. 15]. Was nu ein jder hat, damit sol er der gemein dienen.

L.: Wan ich sie sehe komen mit solchen zeichen, wie inen Christus bevolhen hab, nemlich das sie sollen neu geborn werden, mit ersterbung der sunden Christo ingeleibt, so wil ich inen glauben.

B.: Welchen sie mugen uberzeugen, das er Christo nit ingeleibt sei, den wollen wir auch nit lassen ein prediger sein.

L: Christus sagt Joannis 3 [v. 7]: es sei dan, das ir von neuem geboren werdet etc. Nu erken ich noch keinen, der durch solche geburt sei ufgestanden durch abfal des ersten lebens, finde, das sie im gegenteil stehen, sameln mit Christo nit, sonder strauen.

B.: Er sol es anzeigen in welchem stuck.

L.: Man hab gehort sein anclage, das sie dem greuel nit han wollen steuren und seind nu des babsts gelieder worden durch den kindertauf, in demselben haben sie das gute lassen stehen, den greuel widerumb ufzubauen.

B.: Der kindertauf ist inen verlihen us gottes ordenung, seien darus kinder gottes angenomen. Euchichias*, Jesaias etc, und andere meher haben den bund gottes erfrischet, aber doch die leute widerumb nicht beschnitten. In alten testament hab man den bond des herren mit dem osterlamb erneuert. Also haben unsere predicanten auch mit dem nachtmal. Dweil sie dan den glauben bekennen, so mussen wir sie vor christen halten, unangesehen das sie den tauf nicht erneuert haben.

L.: Ich befinde, das sie nit ein lebendig wort, wie dan got seinen geliebten son vor uns gesendt hat, haben ein todt wort, das geb ire gemeinschaft gezeugknus, dan sie wurden sie von dem bosen abzihen.

B.: Ir claget, das ir nicht beweret.

Fragt Butzer Lenharten, ob ire fursteher ein tat oder lebendig wort haben.

Antwort L.: Sie haben ein lebendig wort, das den mentschen vom bösen zum gute bringen kan und ganz erneuern.

B.: Wolt got, das Munster und sie alle ein lebendig wort hetten, das in uns allen den alten Adam toten kont! Bruchet euer lebendig wort an uns itzo alhie und allen mentschen, das wir gar from werden. So ir dan nu das nit tun kont und vermeint doch ein lebendig wort zu haben, so lasset das wort Christi, der aposteln und das itzt predigt, wilchs ein wort ist, auch ein lebendig wort sein, ob sich gleich wol des allein bessern, die zum leben verordnet seind.

L.: Ich find noch keinen, der sich bekert het von seinem vorigen sundigem befleckten leben. Dabei kan er dan nit spuren, das sie ein lebendig wort haben.


* Verschrieben für Ezechias = Hiskia.

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