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Protestanten und Radikale – Die Debatte zwischen Martin Bucer und hessischen Täufern (1538)

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B.: Wil euch unsern grund anzeigen. Matthei ultimo [26, v. 18—20: Mir [ist] gegeben aller gewalt etc. So gehet nu hin, nemet mir zu jungern an alle volker, teufet sie und leret sie halten. Da haben wir den satten bevelh, das wir die kinder annemen mussen. Sollen wir nu volker annemen, so mussen wir sie annemen, wie das volk der Israheliter angenomen worden. Wie das? Also: er wolle ir und irer kinder got sein. Da frag ich, ob nit auch da kinder under das volgk gehoren. Nu folgt nach dem tauf: Leret sie halten ire leben lang, was ich bevolhen hab. Dieser gestalt gehet das leren nach dem taufen, wiewol man nit schliessen kan, welcher ordenung die sachen ufeinander gehen sollen us der ordenung, wie etwan davon meldung geschicht. Dan wir haben Marci 1 [v. 4—5]: Johannes kam, tauf und predigt, die leut kamen, worden getauft und bekanten die sunde, und ging doch die predig Johannis dem taufen fur, wie auch die leute ire sunde eher bekenten, eher dan sie getauft worden. Wir haben hie Matthei ultimo: Machet mir jungern alle volker, da sollen wir die kinder nicht usschliessen. Lasset die kinder zu mir komen, sie gehoren in mein reich, in mein kirche und wer nicht das reich gottes annimpt wie die kinder etc. [Luk. 18, v. 16—17]. Und ist das unser grund: wie die juden angenomen, also seind wir und unser kinder mit dem sacrament der widergeburt auch angenomen.

J.: Der erst grund, der von den aposteln ist, der gefellet mir besser dan der euer; und ob es schon also were, als es nit ist und nit bewiesen magk werden, so were doch vil misbrauchs darbei mit gevatter bitten, fressen und saufen.

B.: Wo gebot, wo geschrift etc. Item mit dem misbrauch der gevatterschaft, Abraham hat auch ein fest gehalten mit der beschneidung seins son. Und man hat im alten testament uf den hochzeitlichen tagen gessen und getrunken. Die gevatterschaft seie bei zeiten Augustini gewesen und kome us der liebe. Item da Johannes geboren ward, komen die nachpern zusamen, da hab man auch gessen und getrunken. Aber den misbrauch verdamen wir.

J.: Man hab seinen grund gehort, darbei wolle er es bleiben lassen, und hab die schrift keinen bessern grund dan seinen.

B.: Es stehe diese disputatz im urteil gottes und der kirchen.

Von der oberkeit.

B.: Sagt, man habe von der oberkeit disputiret, das die cristen kein oberkeit haben sollen. Repetirt hieher die confession, so keis. Mat. zu Augspurgk ubergeben worden.

J.: Hab nichts dawider, dan die schrift weise inen dahin, das er der oberkeit gehorsam sein soll. Aber so die oberkeit das schwert nit recht brauche, wolle er ir nit gehorsam sein.

B.: Der undertan sol der oberkeit gehorsam sein in alle demjhenigem, da nit offenbar ist, das der undertan wider got tete, wo er gehorsamet. Dan wo solchs nit ganz offenbar, sollen die undertan uf der obern gewissen gehorsamen und sich nicht zu richtern setzen der oberkeit und iren bevelh. Wen aber der undertan wuste, das die oberkeit ime offentlich unrecht zu tun uflegen wolt, da sol er nit folgen wie die trabanten Sauls, da sie die priester umbbringen solten, da sie wusten, das sie offentlich unschuldig waren [1. Sam. 22, v. 17].

Von der mentscheidt Christi.

B.: Ercleret denselben artikel us etlichen schriften und schloss darus, wen Christus von Marie fleisch nicht genomen hett, so wer er auch kein mentsch, und fragt, ob Jorg auch mangel darin hett.

J.: Ich bleib bei dem artikel des glaubens: er ist emphangen vom heiligen geist, geborn us Maria, der jungfrauen.

B.: Roma 1 [v. 3]: Er ist ein son Davidts nach dem fleisch.

J.: Bleib bei dem artikel des glaubens, was er des nit verstand hab, das werd ime got mit der zeit geben. Konne nit vermeinen, das er einen grund darus neme, wie B. davon rede, aber vil dawider zu reden konne er auch nicht.

B.: Maria vom huse Davids sei geschwengert vom heiligen geist, darumb nennet in die schrift einen son Davidts. Item, die Munsterischen haben gesatzt: Christus hab von Maria kein fleisch genomen. Nu sagt Elisabeth [Luk. 1, v. 42]: Gebenedeiet sei die frucht deines leibs, das muss man verstehen nach art der schrift, welche frucht des leibs die allein heissen, so von solchem leib ir blut und fleisch emphangen, und seie Christus ire naturlicher son, doch die gemeintschaft des mannes hindangesetzt.

B.: Fragt, ob sie weiter ursachen haben, sich von uns zu sondern?

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