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Die Marburger Religionsgespräche – Die Marburger Artikel (1529)

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Von guten wercken.

Zum Zehendten, Das solcher glaube durch wirckung des heilgen geistes hernach, so wir gerecht vnd heillig dadurch gerechent vnd worden sind, gute wercke durch vns vbet, Nemlich die liebe jegen den nhesten, beten zu got vnd leyden allerley verfolgung etc.

Von der Beicht.

Zum Eilften, Das die beicht oder Ratsuchung bey seinem pfarher oder nhesten wol ongezwungen vnd frey sein soll, Aber doch vast nutzlich den betrubten, angefochten oder mit sonden beladenen oder jn jrthumb gefallen Gewissen, allermeist vmb der absolution oder trostung willen des Euangelij, wilchs dj rechte absolution ist.

Von der Oberkeit.

Zum Zwolften, Das alle Oberkeit vnd weltliche gesetzte gericht oder ordnung, wo sie sindt, Ein Rechter gutter standt sindt vnd nicht verpotten, wie etliche Bepstische vnd widderteuffer leren vnd halten, Sondern das ein Christ, so dorin beruffen oder geporn, wol kan durch den glauben Christi sellig werden etc., gleich wie vatter vnd mutter standt, her vnd frawen standt etc.

Zum Dreitzehendten, das man heist tradition mentschlich ordnung jn gaistlichen oder kirchen gescheften, wo sie nicht widder offentlich Gottes wort streben, mag man frey halten oder lassen, Darnach dj leuthe sind, mit denen wir vmbgehen, jn alwege onnottig ergernus zuuerhutten vnd durch dj liebe den schwachen vnd gemeinem fride zu dienst etc.

Zum vierzehenden, Das der kinder taufe Recht sey vnd sie da durch zu Gottes gnaden vnd jn dj Christenheit gnommen werden.

Vom Sacrament des leibs vnd Bluts Christj.

Zum funfzehendten, gleuben vnd halten wir alle von dem nacht male vnsers lieben hern Hiesu Christi, das man bede gestalt nach der Insatzung Christi prauchen solle, Das auch das Sacrament des altars sey ein Sacrament des waren leibs vnd pluts Hiesu Christi vnd dj gaistliche niessung desselbigen leibs vnd pluts Einem yeden Christen furnemblich von notten, Deßgleichen der brauch des Sacraments wie das wort von got dem almechtigen gegeben und geordnet sey, damit dj schwachen gewissen zu gleuben zubewegen durch den hailigen gaist. Und wiewol aber wir uns, Ob der war leib und plut Christi leiblich im Brot und wein sey, dißer Zeit nit vergleicht haben, So sal doch ein teill jegen dem andern Christliche liebe, so fer yedes gewiessen ymmer leyden kann, erzeigen, und bedeteil got den almechtigen bleissig bidten, das er uns durch seinen gaist den rechten verstandt bestettigen wolle Amen.

Martinus Luther
Justus Jonas
Philippus Melanchthon
Andreas Osiander
Stephanus agricola
Joannes Brentius
Joannes Oecolampadius hs.
Huldrychus Zuinglius
Martinus Bucerus
Caspar Hedio



Quelle: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. Band. 30, Teil 3, Weimar, 1910, S. 160-71.

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