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Ikonoklasmus – Andreas Bodenstein von Karlstadt argumentiert gegen den Bildgebrauch (1522)

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Liebe brüder behut euch got / vor diesem ketzerischē sermon vnd wort. vnd das ihr ye nit sprecht. Wir volgen dem alten gesetze nit. ader nhemen eß nit ahn / dan das gehort den vnchristen tzu. vnd bricht vnd verkleindt die laher Christi. Dan Christus beweyßet seyne laher aus Moise / vnd Propheten. Vnd spricht das ehr nicht komen sey / das gesetz tzu brechen / sonder tzu erfullen. Ehr hat auch seyne Junger gelert / wie das er hab mussen lebē vnd leyden / auff das die schrifften erfulth wurdē / Christus hat ouch nicht den aller kleynslen buchstaben / ym Moyse verbrochen. Ehr hat auch keynen tzusatz / vnd keynen abbruch dem gesetz Moysi gethan. Kürtzlich Christus hat nichts nyder gelegt / das gott ym alten gesetz behagt hat. Christus ist im willen vnd inhalt altes gesetzes bestanden. Wer disse tzwen sprüch tzesamen fügen kann. Nemlich. Fide legem antiquamus. Fide vel gratia legem stabilimus. Der versteht Moysen Propheten / Christum / vnd Paulum. In dem artickell. das. alth gesetze vnpundig ist. Itzo ists tzuvil / das tzu erklerē so weyß ich auch dz mich die gesetz feinde nit versten wurden. Drumb wil ich obgedachten kegenredenern / alßo antworten. Lieber gesell / du sprichst / das alte gesetz verbeutt bylder. Der wegen wiltu yhn stadt gebenn in gottis hewßern / vñ wilt soliches verbott gering achten. Warumb sprichestu nicht auch / das wir Vater vnd Muter nicht schuldig seyn tzu eheren / weyl das ym alten gesetz verbotten ist? Mher kodschlagk / unkeuscheyt / dyeberey / vnnd der gleychen myssetath / seynd yn den taffeln verbotten / darynn bylde verbotten seynd / Vnd verbott der bylder statt oben ahn / alß das meynste vnd groste. Verbott der vnkeuscheyt / vnd dyeberey etc. steht vnthen ahn / alß das mynder vnnd kleynste.

Warumb sprichestu nicht auch. Wir wollen. Ehebrecherey / dyeberey / morderey vnd der gleychen verhencken / vnd ynn kyrchen dulden / der halben das ym althen gesetze verbotten seynd?

Christus tzeiget dem das gesetz / dero froget. Waß sol ich thun / auff das ich / yn das ewig leben gehn? Warumb solt ich dich disses fals. auch nit / in das gesetz Moisi fhuren? Du sprichst. Esaias vñ Hieremias seind euangelische Propheten. vnd sie verbieten bilder / warumb mißhaget eß dir / das sie bilde verbieten?

Ich sage dir das got bilder nit weniger / noch mit kleynerem fleyß verbotten hat / dan todschlahen / stelen / raubē / ehebrechen / vnd der gleichen.

Endlich du must tzugeben / das Paulus / ein reicher prediger ist / des Euangelien vñ newē gesetzs. Der die tiffe Moysi erreicht / vñ tzu lichte gebracht hat. Der Christliche verheischung vber die massen trostlich verkundiget. Du must auch volgende sagē. wan Paulus bilder verbeut ßo wil ich sie flihen. Nhu hoer. Paulus spricht. Sie haben / des vnsterblichē gotis / glorien / durch gleichnis nit allein eynes toden mensches / sonder auch der vogeln / der vierfussichten vñ krichenden thirern verweßelt. Ro. i. Horestu nhun / wie boeß vnd schedlich Paulus bilder schatzet? Ehr spricht. das bildepreißer gotis glorien stelē / vnd geben sie gleichnissen der creaturē. Alßo verklynen sie got vñ honen yen. Drumb spricht Moises offtmalß das got vnßer bilder / vnd gleichnis / nit kan leydē. Alßo stümet Moises mit Paulo. Auch hab ich / auß den episteln Pauli obangetzeigt / das keyner / zu got kumpt / wan ehr bilder eherett.



Quelle: Andreas Karlstadt, Von Abtuhung der Bilder und das keyn Bedtler vnther den Christen seyn sollen 1522 und die Wittenberger Beutelordnung, herausgegeben von Hans Lietzmann. Bonn, 1911, S. 4-22.

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