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Carl von Clausewitz: Auszüge aus Vom Kriege (1832)

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Bei einer Division von 8000 Mann dauert ein solcher Marsch in ebenen Gegenden und mittelmäßigen Wegen 8 bis 10, in bergigen 10 bis 12 Stunden. Sind mehrere Divisionen in einer Kolonne beisammen, so dauert er noch ein paar Stunden länger, wenn man auch selbst die Zeit abrechnet, welche man die folgenden Divisionen später aufbrechen läßt.

Man sieht also: daß der Tag bei einem solchen Marsch schon ziemlich besetzt ist, daß die Anstrengung des Soldaten, 10 bis 12 Stunden unter seinem Gepäck zu sein, nicht mit einer gewöhnlichen Fußreise von 3 Meilen verglichen werden kann, die ein einzelner bei erträglichen Wegen füglich in 5 Stunden zurücklegen kann.

Zu den stärksten Märschen gehören, wenn sie einzeln vorkommen, 5, höchstens 6 Meilen, auf längere Dauer 4.

Ein Marsch von 5 Meilen erfordert schon einen Halt von mehreren Stunden, und eine Division von 8000 Mann wird ihn auch bei guten Wegen nicht unter 16 Stunden zurücklegen. Ist der Marsch 6 Meilen, und sind mehrere Divisionen beisammen, so muß man wenigstens 20 Stunden rechnen.

Es ist hier der Marsch gemeint von einem Lager ins andere und bei versammelten Divisionen, denn dies ist die gewöhnliche Form, welche auf dem Kriegstheater vorkommt. Marschieren mehrere Divisionen in einer Kolonne, so wird man die vordersten etwas früher versammeln und abmarschieren lassen, und sie rücken dann auch um so viel früher ins Lager. Indessen kann dieser Unterschied doch niemals die ganze Zeit betragen, welche der Länge einer Division im Marsch entspricht, und welche sie, wie die Franzosen sehr gut sagen, zu ihrem découlement (Ablauf) braucht. Es wird daher für die Anstrengung des Soldaten dadurch wenig erspart und jeder Marsch durch die Menge der Truppen in seiner Dauer sehr verlängert. Die Division selbst auf eine ähnliche Art mit ihren Brigaden in verschiedenen Zeiten zu versammeln und abrücken zu lassen, ist in den wenigsten Fällen anwendbar, und darin liegt der Grund, warum wir sie als Einheit angenommen haben.

Bei langen Reisemärschen, wo die Truppen von einem Quartier ins andere rücken und die Wege in kleinen Abteilungen ohne Versammlungspunkte zurücklegen, kann freilich der Weg an und für sich größer sein; allein er ist es auch schon durch die Umwege, welche die Quartiere verursachen.

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