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Bevölkerungsschwund und die Zukunft Deutschlands (7. Dezember 2005)

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Eine der wichtigsten Fragen wird sein, wie wir Zuwendung und Pflege für immer mehr alte Menschen sichern, die keine Familien mehr haben, die sich um sie kümmern können. Ich habe auf meinen Reisen durchs Land, durch Deutschland, schon viele gute Beispiele dafür gesehen. Zum Beispiel das Stiftungsdorf Gröpelingen in Bremen: Eine Wohnanlage, in der Zuwanderer hauptsächlich aus der Türkei ihren Lebensabend gemeinsam mit Einheimischen verbringen, in der es eine Tagesstätte gibt für die Kleinsten, in der behinderte Menschen einen Platz finden, in der eine Volkshochschule Anregungen und neue Fähigkeiten vermittelt – und das Interessante noch „on top": initiiert und finanziert von einem türkischstämmigen Unternehmer. Oder die Mehrgenerationenhäuser, in denen sich Alte und Junge gegenseitig helfen, indem die einen die anderen betreuen, indem sie tauschen, was sie zu tauschen haben: Kinderkleidung oder Kenntnisse – vor allem aber Zeit und – vielleicht das Wichtigste überhaupt – Zuwendung. Was können wir tun, dass viele solcher Ideen Realität werden?

Zentral wird auch die Frage sein, wie wir unsere sozialen Sicherungssysteme umbauen und ergänzen, damit die wachsende Zahl der Älteren auch künftig einen guten Lebensabend hat, ohne die Jüngeren zu überlasten. Wir müssen uns viel mehr als bisher Gedanken darüber machen, wo wir sparen können und wo das staatliche Handeln viel effizienter werden kann, damit unsere Kinder und Enkel überhaupt noch finanzielle und politische Gestaltungsspielräume haben.

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Quelle: „Rede von Bundespräsident Horst Köhler auf der Konferenz ‚Demographischer Wandel’ am 6. Dezember 2005 in Berlin“, Bulletin [Presse- und Informationsamt der Bundesregierung], Nr. 98-1 vom 7. Dezember 2005.

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