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Ein Adliger, der für Krieg, Plündereien und Abenteuer lebt – Götz von Berlichingen (1480-1562)

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Vnnd wie der pfaltzgraff hinweg zeucht, so war der marggraff des andernn tags selbs personnlich mit dem drittenn zeug auch vff, dann er hett schonn, wie gemeltt, zwenn zeug hinweg geschickht. Vnd wie wir hinauff khammen ghenn Vberlingen, da hetten die Schweitzer schonn ein hauffen geschlagenn. Vnnd lagenn wir ein zeittlanng zu Vberlingenn still, darnach samelten sich die kaiserischenn vnd die reichsstendt wider, vnd zogenn mit der macht hinein ghen Costentz, vnd stieß der keiser inn der nachtt auch zu vnns, der hett ein kleins alts groß rocklin ann, vnnd ein groeß stutz kepplin, vnd ein grohenn hutt daruber, das inn kheiner fur ein keiser gefanngenn oder angesehenn hett. Ich aber alls ein junger kandt inn bey der nassenn, das ers wahr, dann ich hett inenn darfor wie gemelt, vff ettlichenn reichstegen, da ich bey meinem vettern seligen wahr, gesehenn.

Vnnd hett der kaiser Maximillian ein guttenn anschlag vor im, dan wir khamen wie gemeltt bey der nacht, vnd inn der stille dohin ghenn Costenntz mit allen hauffenn zu roß vnnd zu fueß, welche auch des morgens alle zusamen gefurtt wurdenn, vnd wahrenn alle schlacht ordnung zu roß vnd zu fueß, wie sich geburtt, gemacht. In dem aber so helltt der kaiser Maximillian, vnnd marggraff Friderich loblicher gedechtnus sambt ettlichenn kriegs rethenn vnd haubtleutten beyeinannder, vnd furtt ich meinem herrn dem marggraffenn etc. ein grossenn spieß, sambtt einem großenn fanen daran, nach, vnd wahr der spieß weiß vnd schwartz gemallt, der fannenn auch weiß vnnd schwartz, vnd hett ich vff dem helmlin ein große feder die wahr auch weiß vnnd schwartz, die standt strackhs vbersich.

Wie mich nun der kaiser ersicht, so ritt er vonn dem marggrauen zue mir, vnnd spricht, wem ich zustehe. Da sagtt ich: »Meinem gnedigen furstenn vnnd herrnn dem marggraff Friderichenn.« Da hebtt er ann vnnd spricht: »Du hast ein langenn spieß, vnnd ein grossenn fahnenn darann, reitt mit dorthin zu jhenem hauffenn, bis daz des reichs fannen der adler vonn Kostentz herrauß khombtt!« Das thett ich nun, die weill ich denn kaiser kanth, vnd wust das ers wahr, fragtt derhalbenn niemandts, vnd kham also nebenn schennck Christoffen vonn Limpurg, der hett der zeitt Nellennburg im Hegew innen pfanndtsweiß, vnd hildt mit einem fannen nebenn im, das wertt irgenndt vf ein halbe stundt, vnngeuerlich mehr oder weniger. Da gab man schennck Christoffen den adler des reichs fannen, inn sein hanndt, das ist das erst vnd letst mall, das ich im feldt des reichs adler fliegenn sehenn. Darnach zog ich wider zu meinem herrnn, vnnd wartt was ich zuschaffenn hett.

Vnd souill ich vonn meinem gnedigenn furstenn vnnd herrnn dem marggrauen, vnnd andernn alls ein junger vmb die sibenn zehenn oder acht zehenn jar verstanndenn habe, wo man dennselbigenn tag furt gezogenn wehr, so woltenn wir die Schweitzer im Schwaderloch vbereillt vnnd geschlagenn habenn. Denn andern tag schickht man sich wider, das alle hauffenn zusamen verordnett wurdenn, der meinung anzuziehen. Do kham aber kuntschafft, das die Schweitzer sich allso gesterckht hettenn, vnnd darzu irenn vortheill eingenomen, das dardurch derselbig zug vnnderlassenn wardt. Wehr man aber denn erstenn tag wie es der kaiser fur hett anngezogenn, so glaub ich, es sollt vf vnser seittenn, souill ich gehortt, recht vnnd woll zu sein ganngenn. Wa man aber viell retth vnd viel kopff hatt, da geht es gern also zu, denn es ist mir selbs woll in meinen aigen hendelnn also ergangen.

Kurtz nach demselbigenn, hettenn die wurttembergischenn vnnd marggreuischenn verwalter auch ein annschlag fur Schaffhausenn, mit irem reissigenn vnnd fußuolck, also das wir bey der nacht fur ein fleckhenn khamen, der heist Taingen, leidt nit weit vonn Schaffhausenn. Nun warenn ettliche Schweitzer von Schaffhausen herrauß khommen, inn dennselbigenn kirchthurnn, die wertten sich vnd woltenn sich nit gefangenn gebenn, sunder sagtenn sie wolltenn sterbenn, alls wie fromme aidtsgenossenn. Inn summa herr Melchior Sutzel selig der hildtt zwischenn Schaffhausenn vnd Taingen, da triebenn inn die Schweitzer vonn der wartt ab, vnnd wurff inn ein Schweitzer mit einem stain inn das anngesicht, vnd wertten sich die inn der kirchenn dermassenn, das sie vill vonn adell vnd vnedel zu roß vnnd zu fueß erwurffen vnnd erschossenn. Vnnd nachdem mir mein gaull darauff ich vf den marggrauen wart, gestorbenn wahr, lieff ich alls ein boser bub zu fueß mit denn knechten hinein zu der kirchenn, erwischett ein allts scheffellin, vnnd hett mein tegenn auch vff denn bordt gebundenn, vnnd die hossenn abgeschnittenn. Da wurt maister Jacob ein buchsenmaister, ain kleins durs mendlin, der mir hartt ann der seittenn stundt geschossenn, vnd ging der schuß durch inn hinauß, vnnd draff ein knecht, der hortt zum wurttennbergischenn hauffenn, hett ein blohes kleidt ann, der blieb thodt, aber der buchssenmaister lebendig. Vnd vff die letzt brachtt herr Debalt Spett vnd anndere pulffer, vnnd thettenn es vnndenn zu denn thurn hinein inn die kirchenn vnnd stießenn es ann, da mustenn die so darinnen warenn verbrennen. Aber ein Schweitzer der fiell obenn herrauß, vnd hett ein jungen bubenn vf dem arm, vnnd wie er herrab feldt, da lieff der bub von im vnd schide ime nichts, aber der Schweitzer blieb thodt, vnd nam das bublein ein marggreuischer reutter, nit weiß ich, wo er mit hin ist khommen, ich hab es auch seidthero nit gesehenn.

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