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Gay Pride auf der Christopher-Street-Day-Parade in Köln (Juli 2006)

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100% Sichtbarkeit
Das Land NRW feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. In diesen sechs Jahrzehnten lebten und leben rein statistisch betrachtet zu jeder Zeit jeweils ca. 5-10% Lesben und Schwule in den verschiedenen Landesteilen Nordrhein-Westfalens. Öffentlich sichtbar ist diese Minderheit erst seit gut 15 Jahren. Davor bestimmten gesellschaftliche Ausgrenzung und teilweise sogar noch strafrechtliche Verfolgung das Leben der Schwulen und Lesben in NRW. Die heutige Situation, in der Homosexuelle zunehmend selbstbewusst und offen leben können, ist keine Selbstverständlichkeit, da die gesellschaftliche Akzeptanz von Minderheiten kein garantierter Dauerzustand, sondern ein flüchtiges Gut ist, das bewahrt und gefestigt werden muss. Die lesbisch-schwule Seniorenarbeit in NRW als jüngstes Kind der Bewegung wurde von der schwarz-gelben Landesregierung auf „0“ gekürzt und alte Lesben und Schwule in die Unsichtbarkeit zurückgedrängt. Es ist wichtig, dass wir Lesben und Schwule weiterhin deutlich machen, dass wir ein selbstverständlicher Teil dieses Landes sind, politische und finanzielle Unterstützung bei der Akzeptanzarbeit brauchen und es nur mit uns 100% NRW gibt. Wir brauchen: 100% Sichtbarkeit!

100% Anerkennung
Wertschätzung und Anerkennung durch die Mehrheit sind das natürliche Ziel jeder Minderheit. Wir Schwule und Lesben fordern daher von der Landesregierung, die von der Mehrheit der Bevölkerung gewählt wurde, nicht nur die Gleichbehandlung bei den anstehenden Einschnitten, sondern darüber hinaus ein positives Zeichen dafür, dass unsere gesellschaftspolitische Arbeit erwünscht und geschätzt ist. Mittelkürzungen sind unabhängig davon, dass damit stets schmerzhafte Einschränkungen und Verkürzungen der inhaltlichen Arbeit verbunden sind, nur dann zu ertragen, wenn nicht vermutet werden muss, dass mit den finanziellen Einschnitten auch eine Geringschätzung verbunden ist. Wir fordern: 100% Anerkennung!

100% Selbstbewusstsein
In Zeiten von Haushaltskürzungen im öffentlichen Bereich ist es zunehmend die Aufgabe der lesbisch-schwulen Gemeinschaft, selbst zu überlegen, wie zukünftig Projekte im Bereich der schwul-lesbischen Selbsthilfe entwickelt, umgesetzt und finanziell abgesichert werden können. Wir haben eine Kultur der Eigenverantwortung und des bürgerschaftlichen Engagements entwickelt, die es weiter auszubauen gilt und die Impuls gebend für andere Gesellschaftsgruppen sein kann. Voraussetzung dafür ist, dass wir eine eigene Identität als lesbisch-schwule Minderheit entwickeln, die es sinnvoll macht, private Mittel z.B. in Form von Spenden, Stiftungen oder erbrechtlichen Zuwendungen in Projekte der schwul-lesbischen Selbsthilfe zu investieren. Diese Bereitschaft, verstärkt Eigenverantwortung zu übernehmen, darf nicht dazu führen, den Staat vollständig aus seiner Verantwortung für die Förderung der Akzeptanz von Lesben und Schwulen in NRW zu entlassen. Umgekehrt ist es notwendig, dass das Land eine Initialförderung gewährt, um zukunftsorientierte Finanzierungsmodelle, die in Deutschland keine Tradition haben, im schwul-lesbischen Bereich zu ermöglichen. Wir brauchen: 100% Selbstbewusstsein!

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Quelle: „Der CSD Köln/Cologne Pride sagt Danke!“, www.cologne-pride.de.

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