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Politisches Testament Friedrichs II. („des Großen”)(1752)

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[Nach diesen Worten beschreibt Friedrich in beachtlichem Detail die Verhaltensregeln, die er in den Verhandlungen mit den verschiedenen Mächten während der vergangenen Jahre befolgt hätte. „Daher”, so beendet er diesen Abschnitt, „verlangt jeder Anlass, jede Person nach einer anderen Verhaltensregel. Wenn es Zeit für einen Bruch ist, muss man sich mit Entschlossenheit und Stolz erklären; aber der Donner darf nicht grollen, wenn nicht gleichzeitig der Blitz hernieder fährt. Wenn man viele Feinde hat, muss man sie spalten, den unversöhnlichsten unter ihnen isolieren, seine Geschütze allein auf ihn richten, mit den anderen verhandeln, sie in den Schlaf wiegen, einen Separatfrieden schließen, sogar auf die Gefahr eines Verlustes hin. Denn wenn erst einmal der Hauptfeind geschlagen worden ist, bleibt immer noch Zeit, über die anderen Feinde herzufallen, unter dem Vorwand, dass sie ihre Verpflichtungen nicht erfüllt haben.“]


Über große politische Pläne

[ . . . ]

[Nun folgen die Kapitel über „die Qualitäten der Verhandlungsführer“, über „Bestechungen, die eingegangen werden müssen und wie man sich gegen eben diese im eigenen Lager schützt“, und über „große politische Projekte.“ Letzteres endet mit den folgenden Zeilen:]

Alle diese Beispiele lassen erkennen, daß große, allzu früh getroffene Maßnahmen niemals Erfolg haben und daß in der Politik, weil sie zu sehr von Zufällen abhängig ist, dem menschlichen Geist kein Vorgriff auf die kommenden Ereignisse und auf alles, was ins Reich zukünftiger Möglichkeiten gehört, erlaubt ist. Die Politik besteht mehr darin, aus günstigen Umständen Vorteile herauszuholen, als sie im voraus herbeizuführen. Deshalb rate ich euch, keine Verträge im vorhinein über ungewisse Ereignisse abzuschließen und sich die Hände frei zu halten, damit ihr je nach Zeit, Ort und Lage eurer Geschäfte, mit einem Wort: danach, wie euer Interesse es dann von euch erfordern wird, eure Entschlüsse fassen könnt. Es ist mir gut bekommen, daß ich im Jahr 1740 entsprechend gehandelt habe, und zur Zeit handle ich ebenso in Sachen Polens: ich verweise Frankreich auf die Absichten des Hauses Österreich, dränge es, damit es den Türken aufrüttelt, hüte mich aber, mich durch Verträge zu binden, und warte ab, was kommt, um dann meinen Entschluß zu fassen.

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