Adenauer ist jedoch durch die Tatsache eingeschränkt, dass vollkommene Ablehnung den Anschein macht, Deutschlands eigene nationale Interessen im Interesse Westeuropas aufzugeben oder, wie ein Kabinettsmitglied es ausdrückte, amerikanischer zu sein als die Amerikaner.
Diejenigen Elemente der Koalition, die der europäischen Integration als Ziel an sich weniger verbunden, empfindlicher gegenüber dem Vorwurf des Quislingismus [d.h. Kollaboration und Verrat] und anfälliger für nationalistische Parolen sind, opponieren gegen völlige Ablehnung und drängen auf weitere Untersuchung des sowjetischen Angebots vor endgültiger Bindung an den Westen. Diese Gruppe empfiehlt eher eine Verlangsamung statt eine Beschleunigung der gegenwärtigen Verhandlungen. Bisher ist sie nicht (wiederhole nicht) sehr stark, sie besteht hauptsächlich aus einigen schwachköpfigen Nationalisten wie Blücher und einigen CDU-Mitgliedern des linken Flügels einschließlich Kaiser und Brentano. Was jedenfalls Verbindung von Integration und Vereinigung betrifft, so ist diese klarer geworden, besonders nachdem Noten der Alliierten Zusammenhang betonten und während Zeitpunkt für Ratifikation näher rückt, können wir uns Stärkung dieser Schule vorstellen sowie eine wachsende Abneigung, den letzten Schritt zu tun, der von Öffentlichkeit so gedeutet werden könnte, dass Tür vor Vereinigung zugeschlagen wird, wenn nicht zwischenzeitlich den Deutschen absolut klargemacht wird, dass sowjetisches Vereinigungsangebot für sie unakzeptabel ist. Angesichts sowjetischen Angebots, das scheinbar neuen Ausblick eröffnet, wie schwindlerisch es auch sein mag, könnten einige Abgeordnete zudem versucht sein, in ihrer Prüfung der Bedingungen der Integration, wie sie in Vertragsvereinbarungen enthalten sind, kritischer zu sein.
Im Wesentlichen ist SPD durch lange Erfahrung weniger anfällig für sowjetische Schmeicheleien als womöglich weniger erfahrene Elemente in Koalition. Wegen ihrer sturen Politik der Opposition zu Adenauer und besonders seiner Politik der Integration könnte sie jedoch durchaus versucht sein, sich auf Seite der Opportunisten in Koalition zu stellen. Bisher war es möglich, wenigstens Anschein der Einigkeit zwischen Opposition und Regierung bezüglich Ost-West Problemen zu erhalten, aber angesichts Anzeichen von Meinungsverschiedenheiten innerhalb Koalition selbst könnte es sich als schwierig erweisen, SPD bei dieser bedeutenden Frage auf Linie zu halten.
II. Deutsche Reaktionen auf einzelne Punkte des sowjetischen Vorschlags sind schwer zu definieren aber einige allgemeine Beobachtungen könnten sachdienlich sein.
(A) Oder-Neiße-Linie ist natürlich der am wenigsten schmackhafte der sowjetischen Vorschläge. Anfangs waren Deutsche zu Ansicht geneigt, dass keine (wiederhole keine) deutsche Regierung Regelung akzeptieren könne, die nicht (wiederhole nicht) Rückgabe der Ostprovinzen beinhaltet. Einige Deutsche schwingen jedoch jetzt (wiederhole jetzt) zu Ansicht um, sie sollten nehmen, was sie heute kriegen können und auf Rest warten, bis sich vorteilhaftere Gelegenheit ergibt.
(B) Nationale Armee. Für viele Deutsche hat sowjetisches Angebot nationaler Armee Reiz der verbotenen Frucht, da Alliierte lediglich Teilnahme an fremdartigem neuem Konzept der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft angeboten hatten. Angesichts der weitverbreiteten Angst vor Wiederkehr des alten Militarismus mag dies irrational erscheinen, aber es gibt keinen (wiederhole keinen) Zweifel, dass sowjetisches Angebot in vielen Lagern tatsächlichen Anreiz darstellte, der auf Nationalismus und den Traditionen und Gefühlen basiert, die mit deutscher nationaler Armee verbunden sind.
(C) Bündnisfreiheit. [Helene] Wessels und Heinemanns Neutralitätsdoktrinen haben bei weitem mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen als sie Unterstützung in Deutschland gefunden haben. Dennoch, falls Vereinigung zu akzeptablen Bedingungen für Preis vorläufiger Neutralität ernsthaft käuflich erscheint, könnten viele Deutsche versucht sein, Handel in dem Glauben in Betracht zu ziehen, dass Deutschland, sobald es wiedervereinigt ist, stark genug sei, um Freiheit der Wahl seiner Verbündeten wiederzuerlangen.