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Geheimer Bericht der sowjetischen Militärführung über die Ereignisse vom 17.-19. Juni 1953 (24. Juni 1953)

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10. In den nächsten 3-4 Monaten den IV. SED Parteitag abzuhalten, auf dem die Fragen der Rolle der Partei bei der Etablierung des neuen Kurses diskutiert würden. Während dieser Versammlung die Ränge des ZK ernsthaft zu erneuern, um eine größere Zahl jüngeren Personals einzuschließen, das in seiner Arbeit mit den arbeitenden Klassen, den arbeitenden Bauern und auch der Intelligenz hervorragende Leistungen gezeigt hat. Die Ränge des ZK des SED-Politbüros radikal zu erneuern und es von solchen Mitgliedern zu säubern, die nicht die notwendigen Fähigkeiten aufweisen, die von Führern der Partei und des Staates in diesen Zeiten gefordert sind.

11. Eine besondere Untersuchung der Arbeit der Berufsgewerkschaften durchzuführen und entscheidende Änderungen in den Rängen der Führungspersonen der entsprechenden Organisationen vorzunehmen, ebenso wie neue Vorschriften einzuführen, welche die Rolle der Berufsgewerkschaften im Einklang mit den Anforderungen des neuen Kurses radikal ändern würde.

12. Die Ränge, Organisation und Verteilung der Volkspolizei der DDR zu überprüfen, sie mit modernen Waffen auszurüsten, einschließlich gepanzerter Transporte und Panzerfahrzeugen, und mit Kommunikationsausrüstung, ebenso wie aus den Rängen bestehender Einheiten der Kasernierten Volkspolizei mobile Einheiten ausreichender Bereitschaft und Stärke zu schaffen, um ohne die Hilde des sowjetischen Militärs Ordnung und Frieden in der Republik aufrechterhalten zu können.

Den derzeit existierenden Armeekorpus der DDR zu einer Armee des Nationalgarden-Typus entsprechend dem, wie er in Westdeutschland existiert, zu reorganisieren.

13. Der SNM-Organisation den Charakter einer parteiunabhängigen Jugendorganisation mit breiter Basis zu geben, indem man sich die Erfahrung früherer deutscher Jugendorganisationen zunutze macht. Änderungen in den Führungsrängen des Zentralen Sowjet der Union der Deutschen Jugend (SNM) vorzunehmen.

14. Den Charakter der diplomatischen Delegation der DDR in der Sowjetunion sowie ihre Aufgaben zu ändern. Kulturelle und technische Bindungen zwischen der DDR und der Sowjetunion zu stärken. Urlaube und Sanatoriumsaufenthalte von SED-Funktionären in der Sowjetunion und anderen Ländern einzuschränken und die Urlaubsreisen und Sanatoriumsaufenthalte von bekannten Mitgliedern der deutschen Intelligenz, Arbeitern, Mitgliedern anderer Parteien ebenso wie von Touristen zu erhöhen.

15. Um das internationale Ansehender DDR und die Autorität der DDR-Regierung in den Augen der deutschen Bevölkerung zu erhöhen, die neue, von der Volkskammer gewählte Regierung einen offiziellen Besuch nach Moskau machen zu lassen.

16. Es nach den Änderungen der militärischen Situation in Berlin so lange für unklug zu halten, die Grenze zu Westdeutschland offen zu halten, bis die Kommandanten in West-Berlin die notwendigen Schritte ergriffen haben, um zu garantieren, dass Agenten und Provokateure, die in Ost-Berlin subversive Handlungen gegen die DDR ausüben, nicht mehr aus West-Berlin geschickt werden. In diesem Hinblick in der nahen Zukunft ein System permanenter und vorübergehender Visa einzurichten, um die Überquerung der Grenze zwischen Ost- und West-Berlin zu ermöglichen, dabei jedoch sicherzustellen, keine unnötigen Schwierigkeiten zu schaffen und allgemein die Interessen der deutschen Bevölkerung zu berücksichtigen.

17. Die Kommandogruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland mit der Verbesserung der Verteilung sowjetischer Truppen zu betrauen und dabei die während der Ereignisse des 17. Juni gelernten Lektionen im Kopf zu behalten und insbesondere dafür zu sorgen, dass die notwendige Anzahl von Panzereinheiten in Berlin quartiert wird.

V. Sokolovskij
V. Semjonov
P. Yudin

24. Juni 1953



Quelle des russischen Originals: Fund 06, Opis 12a, Papka 5, Delo 301, Listy 1-51, Archive of Foreign Policy, Russian Federation (AVP RF), Moscow; document obtained and provided by Vladislav M. Zubok, National Security Archive; ins Englische übersetzt von Danny Rozas.

Deutsche Übersetzung von Insa Kummer. Bitte bei der Verwendung dieses Textes für wissenschaftliche Zwecke berücksichtigen, dass es sich hierbei um die Übersetzung einer englischen Übersetzung des russischen Originals handelt.

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