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Hedwig Dohm, „Was die Pastoren von den Frauen denken” (1872)

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Die Erziehung der Kinder halten Sie und mit Ihnen die ganze gebildete Welt für den vornehmsten und geeignetsten, wenn nicht ausschließlichen Beruf der Frau. Und Sie, ein Mann mit männlichem Verstand, Sie glauben im Ernst, daß weniger logischer Verstand, weniger Intelligenz dazu gehört, eine Kinderseele zu verstehen und zu entwickeln, als sich ‚gelehrte Bildung‘ anzueignen?

Ich sage Ihnen: Kindererziehung ist die höchste und schwerste aller Berufsarten, und unter allen Menschen, Frauen und Männern, sind wenige so hochbegnadet, so auserwählt, um dieses Amtes nach Gottes Willen zu warten. [ . . . ]

„Den Frauen gelehrte Bildung zu geben‘, sagt der Verfasser an derselben Stelle, ‚ist meiner Anschauung nach eine Erniedrigung der Frauen aus einer viel edleren Sphäre heraus, und neben der Verschraubung der Frauen zugleich eine Beraubung der Männer, die in ihrer eigenen Wissensplackerei darauf angewiesen sind, eine Erquickung an der ungelehrten und eben deshalb sehr oft klügeren oder weiseren Frau zu haben.“ [ . . . ]

„Die Männer in ihrer Wissensplackerei“, sagen Sie.

Ich weiß nicht, wie groß die Plackerei ist, eine Predigt auszuarbeiten, ich kenne aber Männer der Wissenschaft, denen ihre Studien die höchste Erquickung und Freude, das wahre Leben sind. Und sollte man nicht aus Ihrem Satz von der Wissensplackerei schließen, daß alle Männer Gelehrte seien? [ . . . ]

Worin übrigens das erfrischende, anmutige Geplauder der einfachen, ungeschulten Frau, wie Sie sie wünschen, „mit Bruchstücken von Elementarkenntnissen und selbst ohne sie“ besteht, davon weiß mancher Eheherr ein Lied zu singen. Aber über den Geschmack läßt sich nicht streiten; der eine hört lieber über große Wäsche, nichtsnutzige Dienstmädchen und böse Nachbarinnen plaudern, ein anderer zieht andere Gegenstände der Unterhaltung vor.


(S. 58/59)

„‚Man lehre die Mädchen nicht zu viel“, sagt Herr von Nathusius, „man nimmt ihnen, wenn man sie zu sehr bildet und unterrichtet, einen wahren Vorzug [ . . . ] wie liebenswürdig ist ihre Unwissenheit [ . . . ] wie viel tägliches Vergnügen raubt man dem Manne, wenn man Mädchen zu gelehrt macht.“

Welch ein zynischer Egoismus!

Als käme es nur darauf an, daß die Frauen den Männern möglichst viel Vergnügen machen! Nur der Sklave ist um des anderen willen da.

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