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Hedwig Dohm, „Was die Pastoren von den Frauen denken” (1872)

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Zweitens, Sie wissen zweifellos, daß der weitaus größere Teil der Frauen der niederen Stände an der wirtschaftlichen Arbeit des Mannes teilnimmt (oder kommt Ihrer Meinung nach das Proletariat gar nicht in Betracht?), ohne daß sich meines Wissens jemals ein erheblicher Einspruch dagegen erhoben hätte, auch nicht von den frommsten und konservativsten Herren.

Warum eifern Sie nicht gegen diese Frauenklassen, die Naturgesetze mit Füßen treten, diese Übeltäterinnen, die ihre Kinder zu Hause einschließen oder sonst leichtsinnig verfahren, die von dannen gehen, um vielleicht drei Tage und drei Nächte hintereinander zu waschen?

Warum duldet man diese Verbrechen an der natürlichen Bestimmung des Weibes?

Ihr Hausfrauen, jagt diese Weiber von euren Waschfässern, von euren Fenstern, die sie reinigen wollen! Duldet nicht diese frivole Zeitvergeudung, treibt sie fort zu ihren Kindern, damit sie dieselben mütterlich pflegen und beaufsichtigen, sie sauber kleiden und spazieren führen, wie es ihre Pflicht gebietet!

Aber das ist wahrscheinlich diesen gewissenlosen Personen zu schwer; sie können sich vom Waschfaß und Scheuerlappen nicht trennen, sie ergeben sich ihnen, wie der Mann dem Trunk, und oft genug sterben sie auch daran, wenn Rheumatismus und Gicht ihnen zu Hilfe kommen!

Es geschieht ihnen recht!

Freilich, wenn sie Witwen sein sollten, findet diese ehrlose Leidenschaft des Gelderwerbs einige Entschuldigung; aber das ist ein Faktor, mit dem nicht zu rechnen ist. Witwe zu sein ist nicht des Weibes Beruf. Es büße für diese Naturwidrigkeit!


(Seite 56, 23)

Den Frauen aber ruft er zu:

„Die wichtigste aller eurer Arbeiten, auch sogar volkswirtschaftlich, ist, der großen Gesellschaft täglich einen an Leib und Seele erquickten Mann zu schenken und ihr mit jeder Generation wohlerzogene Kinder zu schenken.“

Wer aber, Herr von Nathusius, erquickt denn nun die armen Frauen nach ihrer schweren Tagesarbeit? Denn Sie werden mir zugeben: was dem einen recht ist, ist dem anderen billig.

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