Führer der Arbeitskommandos (Arbeitsgruppen) sind die Capo. Während der Arbeit ist der Capo die höchste Autorität, er verfügt vollkommen über die ihm unterstellten Häftlinge. Es ist nicht selten, dass der Capo einen ihm unterstellten Häftling während der Arbeit erschlägt. Bei größeren Kommandos gibt es mehrere Capos, über welchen dann der Obercapo steht. Früher waren häufig auch Juden Capos, eine Verfügung aus Berlin hat dies jedoch verboten. Ein Jude hat diesen Posten dennoch beibehalten können, es ist ein gewisser
Roth aus Michalovoe, von Beruf Installateur.
Die höchste Arbeitskontrolle wird durch die deutschen Fachleute durchgeführt.
[Aussage des zweiten Flüchtlings* ]
Am 14. Juni 1942 verließen wir Novaky, passieren Zilina und kamen gegen 5 Uhr abends in Zwardon an. Dort mussten wir aussteigen und wurden gezählt. Die Transporte wurden durch SS-Männer übernommen. Der eine SS-Mann hat sich sehr darüber aufgeregt, dass wir ohne Wasser fuhren, indem er die laute Bemerkung machte: "Diese Barbaren Slowaken, kein Wasser gegeben!" Die Fahrt ging dann weiter, nach zwei Tagen kamen wir in Lublin an. In Lublin wurde der Befehl gegeben: "Arbeitsfähige zwischen 15 und 50 Jahren aussteigen, Kinder und Alte sollen im Waggon bleiben". Wir sind ausgestiegen. Die Station war von Litauern in SS-Uniform umgeben, die mit Maschinenpistolen bewaffnet waren. Die Waggons, in welchen sich die Arbeitsunfähigen, Kinder und Alte befanden, wurden sofort geschlossen und der Zug fuhr ab. Wohin und was mit ihnen geschah, wissen wir nicht.
Der kommandierende SS-Scharführer sagte uns, dass wir einen längeren Weg vor uns haben. Wer sein Gepäck mitnehmen will, kann es tun, wer hingegen nicht, kann es auf einen bereitstehenden Lastwagen aufladen, dieser wird bestimmt ankommen. Ein Teil unseres Transportes hat sein Gepäck mitgeschleppt, der andere Teil seins auf den Wagen aufgeladen. Gleich hinter der Stadt lag eine Fabrik "Bekleidungswerke". Im Hofe der Fabrik standen etwa 1.000 Menschen in Reihen, mit schmutzigen, gestreiften Häftlingskleidern, sie warteten auf das Mittagessen. Dieser Anblick, – wir erkannten, dass es Juden waren – war nicht allzu hoffnungserregend. Ganz plötzlich erblickten wir von einer Anhöhe das riesenhaft große Barackenlager Majdanek, umgeben von einem 3 m hohen Stacheldrahtzaun.
Kaum passierte ich das Lagertor, da sah ich den Trnavaer Maco Winkler der mich sofort darauf aufmerksam machte, dass hier einem Jedem alles abgenommen wird. Rings um uns standen slowakische Juden in verwahrlostem Zustand, abgeschoren, alle in schmutzigen Häftlingskleidern, mit Holzschuhen oder barfuss, abgerissen, sehr viele mit geschwollenen Füssen. Sie haben gebettelt, dass wir ihnen etwas von unserem Proviant schenken sollen. Was möglich war, haben wir unter ihnen verteilt, weil uns ja gesagt wurde, dass uns alles abgenommen wird. Wir wurden zur Effekten-Kammer geführt, wo wir alles, was wir bei uns hatten, abgeben mussten. Dann wurden wir im Laufschritt zu einer anderen Baracke gejagt, wo wir uns auskleideten, unsere Haare wurden geschoren, wir mussten unter eine Dusche, erhielten dann Häftlingskleider und Wäsche, Holzschuhe und eine Mütze.
Ich wurde auf das sogenannte "Arbeitsfeld 2" zugeteilt. Das ganze Lager bestand nämlich aus 3 voneinander durch Drahtzaun abgeteilte Arbeitsfelder. Das Arbeitsfeld 2 war von slowakischen und tschechischen Juden besetzt. Zwei Tage wurden wir darin unterwiesen, wie wir die Mütze zum Grusse abnehmen und wieder aufzusetzen haben, wenn wir einem Deutschen begegnen. Dann wurden in strömenden Regen stundenlange Appelle abgehalten. Die Barackeneinrichtung war ganz originell. Drei lange Tische (fast so lang wie die Barackenlänge) waren aufeinandergestellt. Diese 4 Etagen (Fußboden und 3 Tische) dienten als Nachtlager. Um die Tische, entlang der Wände, wurde ein schmaler Gang freigelassen.
* d.h. Rudolf Vrba