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Offizielle Friedenspolitik der DDR (28. Juni 1965)

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Wir klagen die Erhard-Regierung und die amerikanische Regierung der Kriegshetze gegen die Deutsche Demokratische Republik an.

Der amerikanische Präsident Johnson verstieg sich am 8. Mai 1965 zu der Forderung, daß die DDR verschwinden müsse. Das ganze Volk Westdeutschlands soll durch eine Flut provokatorischer Tatsachen und Reden seiner Führen an die Kriegsvorbereitungen gewöhnt, für den Krieg weichgemacht werden. Eine zügellose Welle des Chauvinismus und Nationalismus soll die Vernunft hinwegspülen. Auf Hunderten Revanchistenkundgebungen der letzten Tage und Wochen werden souveräne Völker verketzert, ihre Grenzen schon ausgelöscht, ihr Selbstbestimmungsrecht wieder in imperialistische Herrschaft aufgelöst.

Wie oft und immer häufiger treibt von Westdeutschland und Westberlin aus der Unflat gezielter Provokationen gegen die Staatsgrenze der DDR! Auf gefährlich hohen Touren läuft das Bonner Räderwerk, um die inneren Voraussetzungen für die äußere Aggression herbeizuführen. Bar der letzten Hemmungen faßte der Bonner Kriegsminister Hassel Wesen und Ziel der Notstandsgesetze in einem Satz zusammen: "Ohne Stabilität im Innern ist der Kampfauftrag der Bundeswehr nicht zu erfüllen!" Ihre Stabilität — das heißt Militärdiktatur! Ihr Kampfauftrag — das heißt Aggression! Noch immer ging in der deutschen Geschichte die Diktatur nach innen der Aggression nach außen voraus.

Berührt das nur uns Deutsche? Gerade in Europa ist der Friede unteilbar! Wir warnen vor der Annahme, daß sich Regierungen der Westmächte durch ihre Unterstützung der westdeutschen Kriegspolitik vor deren Folgen retten können. Die Geschichte hat eine andere Lehre erteilt. Die offene Kriegspolitik der Erhard-Regierung bedroht alle Nachbarvölker Westdeutschlands. Wenn wir Erhard, Hassel und Schröder hören, wenn in ihren Worten und Handlungen die Militärdiktatur sich abzeichnet, dann denken wir an den Fackelzug des 30. Januar 1933 und wie diese Fackeln die ganze Welt in Brand steckten.

In tiefer Sorge um den Frieden, um die Zukunft unseres Volkes und aller Völker wenden wir uns am Vorabend des Weltkongresses für Frieden, nationale Unabhängigkeit und allgemeine Abrüstung an alle, die den Frieden wollen, in Westdeutschland und in allen Ländern, an ihre Organisationen und Bewegungen.

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Quelle: „An alle, die den Frieden wollen. Appell des Friedensrates der DDR an die Friedensanhänger in Westdeutschland und in allen Ländern“, 28. Juli 1965, Neues Deutschland, 29. Juni 1965, S. 3 B.

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