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Die 3. Oberste Heeresleitung und die deutschen Kriegsziele (11. Mai 1918)

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Reichkanzler: Es wurde die Meinung geäußert, wir stellten unsere Truppen zum Etappendienst zur Verfügung für die Truppen des Generals Mannerheim, der gegen Rußland zu marschieren beabsichtige.

Exzellenz Ludendorff: Darüber ist mir nichts bekannt. Wir haben deutsche Truppen nach Finnland geschickt, um die finnische Armee zu stärken und um in Finnland einen Bundesgenossen zu gewinnen. Ich habe keinen Anhalt dafür, daß man daran denkt, gegen Petersburg zu marschieren. Ich glaube auch nicht, daß die finnisch-russische Grenze an irgendeiner Stelle überschritten wurde. Ich glaube auch Mannerheim wird das nicht tun. Es ist möglich, daß er nach Ostkarelien strebt. Nach einer Mitteilung, die ich von A. A. habe, ist dieses mit einer Ausdehnung der Finnen in Richtung Murmanküste einverstanden. (L. erklärt an Hand der Karte.) Die Engländer führen dort das Regiment. Die Finnen wollen, daß die Ostkarelier sich ihnen anschließen. Zur Zeit ist noch nicht zu übersehen, was die Finnen vorhaben, d. h. wie weit sie gehen wollen. Wir haben nur das Interesse daran, daß die Engländer sich an der Murmanküste nicht festsetzen.

Reichskanzler: Besteht deutscherseits die Absicht einer Mitwirkung?

Exzellenz Ludendorff: Nein!

In der Ukraine haben wir nach dem Grundsatze des Brotfriedens gehandelt. (L. erklärt an Hand der Karte.) Ursprünglich wollten wir nur bis Charkow gehen. Der Grund, warum wir unseren Vormarsch durch die Ukraine fortsetzen mußten, liegt in der Kohlenfrage. Es konnte für die Bahnen nicht genug Brennstoff aufgetrieben werden. Wir importieren deshalb 80 000 t Kohlen monatlich in die Ukraine. Das ist eine schwere Belastung der Bahnen; es mußten daher die Kohlenbecken von Donez in Besitz genommen werden, das auch noch zur Ukraine gehört. Über den Ostrand der Ukraine gingen wir hinaus, um das Kohlengebiet sicher zu stellen gegen Angriffe der Bolschewiki. Jetzt haben wir halt gemacht und die Operationen eingestellt. Wir sind in Verbindung getreten mit einigen Führern der Russen, die Demarkationslinie wird gezogen. Wir haben erreicht, was wir erreichen mußten.

Ebenso steht es mit der Krim. Dorthin sind wir gegangen wegen der Sicherheit der Schiffahrt im Schwarzen Meer. Diese ist erreicht, abgesehen davon, daß zwei russische Großkampfschiffe entflohen sind. Über die Art und Weise, wie wegen dieser Schiffe weiter zu verfahren ist, hat Exzellenz v. d. Bussche bereits mit Joffe gesprochen. Kommen die Schiffe freiwillig nach Sebastopol, dann sind wir auch in der Krim fertig. Andernfalls müßten wir noch eventuell bis Noworossisk, wo die beiden Schiffe Zuflucht nahmen. Sonst glaube ich, haben wir alles erreicht, was der O.H.L. vorschwebte. Militärisch sind wir fertig.

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