GHDI logo

Engelbert Krebs, „Vom Opfersinn” (1914-1915)

Seite 2 von 2    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Die opferwillige Gottesliebe bewährt sich in der Nächstenliebe. Sie bewährt sich aber noch in etwas anderem, was gerade dieser Krieg uns reichlich auferlegt: sie bewährt sich im Dulden und Leiden. Wir sagen so oft: Das Vaterland fordert viele Opfer von uns in diesem Kriege. — In Wahrheit, Geliebte, ist es Gott, der sie fordert. Er hat uns unsere Brüder gegeben, die er im Krieg wieder von uns fordert; er hat uns die Väter, die Söhne, die Freunde und Geliebten geschenkt, die er nun zurückverlangt; er hat uns das eigene Leben gegeben, das er von so vielen jetzt dargebracht sehen will; er hat uns Hab und Gut gegeben, das er von so manchen nun plötzlich nimmt. Alle müssen wir leidend und duldend Opfer bringen in diesem Kriege. Lasset sie uns bringen mit der Einfalt des Herzens, die mit David sagt: „Dein ist alles. Darum habe ich freudig alles dir hingeopfert."

[ . . . ]

Ja, Geliebte, lasset uns ernst machen mit diesem Gebete, das Christus uns zu beten gelehrt hat: „Herr, dein Wille geschehe!" Und sprechen wir es aus der Einfalt eines aufrichtigen Herzens gerne dem Meister nach, der es in der Ölbergsstunde unter blutigem Schweiß gesprochen hat: „Vater, nicht mein Wille, sondern der deinige geschehe!" (Lk 22, 42).

Wenn das viele blutige Leid des Krieges in recht vielen von ihm betroffenen Herzen dieses Wort wieder so recht aufwecken und zum Grundsatz des ganzen Lebens machen wollte, dann wäre trotz aller Verwüstungen die Erde nach diesem Kriege schöner als vorher, denn sie wäre Christus, ihrem Heiland, ähnlicher geworden.



Quelle: Engelbert Krebs, „Vom Opfersinn,“ in Joseph Schofer, Hg., Die Kreuzesfahne im Völkerkrieg: Erwägung, Ansprachen und Predigten. 8 Bände, Freiburg, 1914-1915, Band 8, S. 71-72, 77-78, 79.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite