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Spannungen zwischen Zivil- und Militärbehörden: Schreiben des Reichskanzlers an Generalfeldmarschall von Hindenburg (1917)

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Was die Beantwortung der Anfrage des Herrn Wacker betrifft, so würde ein solches Eingeben auf die Fragen selbst, zumal vor dem Forum einer Pressekonferenz, unter deren Mitgliedern einzelne mehr Neigung zu kritischen Diskussionen als zur Entgegennahme sachlicher Mitteilungen haben, zu einer Erörterung der schwierigsten und delikatesten Fragen führen, die der öffentlichen Erörterung entzogen bleiben müssen. Das Bestreben Euerer Exzellenz, dem politischen Kampf fernzubleiben, habe ich stets als durchaus berechtigt anerkannt. Es ist indes eine bedauerliche Tatsache, daß das Bestreben, Euere Exzellenz in den politischen Kampf zu ziehen und die Autorität Euerer Exzellenz gegen die Reichsleitung auszuspielen, den Mittelpunkt der Taktik bildet, die die Gegner der Reichsleitung in ihrem politischen Kampfe befolgen. Bei der zu erteilenden Antwort würde daher m. E. davon auszugehen sein, daß sie ein sachliches Eingehen auf die der Erörterung zu entziehenden Einzelfragen vermeidet und den Pressevertretern keine Grundlage zu Betrachtungen über Unstimmigkeiten zwischen dem Reichskanzler und der Obersten Heeresleitung liefert. Bei der von mir vorgeschlagenen Fassung würde alle politische Verantwortung von mir übernommen, wie das der verfassungsmäßigen Stellung des Reichskanzlers entspricht. Die Frage, wie die zu verantwortenden Entscheidungen zustande kommen und wie groß dabei der Anteil des politisch verantwortlichen Reichskanzlers und der der Verantwortung entzogenen Obersten Heeresleitung ist, wird ein Internum der amtlichen Stellen bleiben müssen. Ich darf Euerer Exzellenz ergebenst vorschlagen, die Feststellung einer solchen Antwort auf den zunächst von mir beschrittenen Weg der Verhandlungen zwischen dem Chef des Kriegspresseamts und dem Direktor Deutelmoser zu verweisen.

Was das Schreiben Euerer Exzellenz vom 19. ds. betrifft, so bin ich gern bereit, den von Euerer Exzellenz ausgesprochenen Wunsch den Herren Ressortministern zu übermitteln.

gez. v. Bethmann Hollweg.



Quelle: Schreiben des Reichskanzlers an Generalfeldmarschall v. Hindenburg betr. die alleinige Verantwortlichkeit der Reichsleitung für politische Entscheidungen gegenüber der Öffentlichkeit. 21. 3. 1917, Homburg. — PA Bonn Polit. Abt., Auswärtiges Amt Gr. Hauptquartier, Bd. 245, Abschrift.

Abgedruckt in Wilhelm Deist, Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914-1918. 2 Bde. Düsseldorf, 1970, Bd. 2, S. 682-84.

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