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Der Schlieffen-Plan (1905)

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Das Wesentliche [für den Verlauf der gesamten Operationen] ist, einen starken rechten Flügel zu bilden, mit dessen Hilfe die Schlachten zu gewinnen und in unausgesetzter Verfolgung den Feind mit eben diesem starken Flügel immer wieder zum Weichen zu bringen.

Wenn der rechte Flügel sehr stark gemacht wird, so kann dies nur auf Kosten des linken geschehen, dem dadurch wahrscheinlich die Aufgabe zufällt, gegen Übermacht zu kämpfen.

Die Anstrengungen müssen für den rechten Flügel sehr große sein, wenn ein Erfolg erzielt werden soll. Im allgemeinen sind aber die zu benutzenden Straßen sehr gut. Auch die Unterbringung würde bei zahlreichen Ortschaften befriedigen, wenn nicht die Korps des rechten Flügels so massiert marschieren müßten, daß auch die dichteste Bevölkerung [für die Unterbringung] nicht ausreicht.

Dagegen kann es an Verpflegung kaum fehlen. Das reiche Belgien und das reiche Nordfrankreich können viel liefern, und unter einen zweckmäßigen Druck gestellt, werden sie auch von außerhalb Vorräte herbeischaffen, an denen es ihnen etwa fehlen sollte.

Eine erhöhte Inanspruchnahme seiner Kräfte wird vielleicht Belgien bestimmen, von allen Feindseligkeiten abzusehen, seine Festungen auszuliefern und dafür dem Lande alle die Vorteile zu verschaffen, die bei einem Kampfe zweier Gegner der dritte als Unbeteiligter genießt.

Bei Beginn des Krieges sollen auf dem rechten Moselufer 3 Armeekorps, 1 Reservekorps mit 3 Kavallerie-Divisionen Nancy angreifen. Ob dieser Angriff gelingen wird, hängt wesentlich davon ab, (ob) die Franzosen sich hier auf die Verteidigung beschränken, oder ob sie ihrem Prinzip getreu zum Gegenangriff vorgehen. Tun sie das letztere, so würde der hauptsächlichste Zweck des Angriffes auf Nancy, nämlich Fesselung möglichst starker Kräfte an der französischen Ostfront, erreicht sein. Je mehr Truppen die Franzosen für den Gegenangriff verwenden, desto besser ist es für die Deutschen. Diese dürfen sich nur nicht in hartnäckige Gefechte einlassen, sondern müssen ihre Aufgabe darin finden, einen möglichst starken Feind nach sich zu ziehen und mit Hilfe des erweiterten Metz festzuhalten. Eine Gefahr kann für die auf dem rechten Moselufer abgetrennte Armee kaum entstehen, dagegen würde für das [deutsche] Hauptheer Schaden erwachsen, wenn die Armee des rechten Moselufers die Überlegenheit der Zahl besäße. Möglichst viel französische Kräfte durch möglichst wenig deutsche Kräfte zu fesseln, muß das Bestreben sein.

Wenn die Franzosen nicht zum Gegenangriff schreiten, so müssen 2 Armeekorps sobald als möglich auf den äußersten Flügel des deutschen Heeres nach Belgien überführt werden. Es kommt alles darauf an, auf diesem Flügel stark zu sein. Nur dann kann man mit ruhigem Gewissen der Entscheidung entgegensehen, wenn 25 Armeekorps auf dem linken Moselufer zur Schlacht, in der man nicht stark genug sein kann, verfügbar gemacht worden sind.

Die wenigen Truppen, welche auf dem rechten Moselufer verbleiben, nämlich:

1 Armeekorps
1 Reservekorps
30. Reservedivision (Straßburg)
eventuell 2 neue Korps
Landwehrbrigaden am Oberrhein und aus Metz, wenn dieses nicht angegriffen wird
59. Landwehrbrigade (Unterelsaß)
6 Jägerbataillone in den Vogesen

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