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Der Schlieffen-Plan (1905)

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Es muß darauf gerechnet werden, daß zum Vorgehen gegen die Stellung der Aisne—Oise—Paris pp.

Armeekorps 25
Reservekorps
Neugebildete Korps 6
33½ Korps


zur Verfügung stehen. Von diesen ist mehr als ? zur Umgehung von Paris erforderlich, und zwar werden 7 Armeekorps auf die eigentliche Umgehung, 6 neue Korps auf die Einschließung von Paris auf der [West- und] Südfront in Ansatz gebracht. Wie der Vormarsch gegen und der Angriff auf die Stellung gedacht ist, geht aus Karte 3 hervor.

[Wenn der Feind standhält, erfolgt der Angriff] auf der ganzen Linie, besonders aber gegen das von zwei Seiten eingeschlossene La Fère, und nach einem Erfolg weiter auf Laon und auf das nach Westen offene Reims. [Auf der ganzen Linie werden die Korps] wie im Belagerungskrieg von Stellung zu Stellung an den Feind heranzukommen suchen, sei es bei Tage, sei es bei Nacht vorgehen, sich eingraben, wieder vor[gehen, wieder eingraben pp. und dabei alle Mittel moderner Technik anwenden, die geeignet sind, den Feind hinter seinen Deckungen zu erschüttern. Nie darf der Angriff, wie es im Ostasiatischen Kriege geschah, zum Stillstand kommen.

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Frankreich muß als eine große Festung betrachtet werden. Von der äußeren Enceinte ist der Teil Belfort—Verdun fast uneinnehmbar, die Strecke Mézières—Maubeuge—Lille—Dünkirchen aber nur lückenhaft befestigt und vor der Hand fast gar nicht besetzt. Hier müssen wir in die Festung einzudringen versuchen. Ist uns dies gelungen, so wird sich eine zweite Enceinte, wenigstens das Stück einer solchen, zeigen, nämlich anschließend an Verdun: die Stellung hinter der Aisne—Reims und La Fère. Dieses Stück Enceinte kann aber südlich umgangen werden. Der Festungserbauer hat wohl mit einem Angriff der Deutschen von südlich der Maas—Sambre her, aber nicht mit einem solchen von nördlich dieser Flußlinie her gerechnet. Dem Mangel durch Verlängerung der befestigten Linie Reims—La Fère über Péronne längs der Somme abzuhelfen, wird es zu spät sein. Der Verteidiger kann der drohenden Umgehung durch eine Offensive um den linken Flügel der Stellung bei La Fère herum begegnen. Dieser Gegenangriff, der von einem Vorgehen aus der ganzen Front Verdun—La Fère begleitet sein kann, wird hoffentlich mißlingen. Der geschlagene Verteidiger kann dann noch die Oise zwischen La Fère und Paris zu halten suchen. Die Verteidigungsfähigkeit dieser Flußstrecke wird angezweifelt. Ist dieser Zweifel begründet oder verzichten die Franzosen auf die Verteidigung der Oise und lassen sie die Deutschen mit reichlichen Kräften über den Fluß herüberkommen, so ist die zweite Enceinte Verdun—La Fère nicht mehr zu halten. La Fère, Laon und das im Westen offene Reims, die ganze auf einen Angriff von Nordosten her berechnete Höhenstellung wird genommen und die Aisnestellung geräumt werden müssen. Damit werden die Maasforts zwischen Verdun und Toul, die einem Angriff von Westen her nur geringen Widerstand entgegensetzen können, preisgegeben. Verdun und Toul werden isolierte Festungen. Das ganze gegen Deutschland gerichtete französische Befestigungssystem droht zusammenzustürzen. Es ist daher doch fraglich, ob die Franzosen die Oise nicht trotz aller Mängel der Stellung zu halten suchen und ob sie nicht mit Erfolg Widerstand leisten können. In diesem Falle muß Paris südlich umgangen werden. Dies wird auch dann nötig, wenn die Franzosen die Oise und Aisne geräumt und sich hinter die Marne, die Seine pp., zurückgezogen haben. Läßt man sie in dieser Richtung weiterziehen, so würde dies zu einem endlosen Kriege führen. Es muß durchaus versucht werden, die Franzosen durch Angriffe auf ihre linke Flanke in östliche Richtung gegen ihre Moselfestungen, gegen den Jura und die Schweiz zu drängen. Das französische Heer muß vernichtet werden.]

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