Mit einem Worte: unsere Grundsätze gehören uns, aber ihre Anwendung auf das Leben, die politische Taktik richtet sich nach den jeweiligen politischen und wirthschaftlichen Verhältnissen und Bedürfnissen und wird zum größten Theile von dem Verhalten der Inhaber der Macht und den übrigen Parteien bestimmt.
Daraus ergiebt sich, daß unsere Taktik heute nicht die gleiche sein kann, wie zur Zeit des Ausnahmezustandes. Allerdings haben wir auch damals die parlamentarische Thätigkeit und Antheilnahme an der Tagespolitik nicht aufgegeben; allein die hauptsächlichste Aufgabe der Partei mußte damals im erbittersten, rücksichtslosesten Widerstande gegen eine Regierung bestehen, welche uns grundsätzlich außerhalb des Gesetzes stellte, uns politisch und persönlich zu vernichten bestrebt war, und mit der es daher nur Krieg, keine Pacthandlung geben konnte. Heute ist das anders. Wohl hat die Regierung den Kampf gegen uns nicht aufgegeben. Aber es ist nicht mehr der barbarische Vernichtungskrieg, sondern man hat uns als kriegsführende Macht anerkannt und führt einen geregelten Streit mit uns, in welchem wir durch unsere Tüchtigkeit wesentliche Erfolge erringen vermögen.
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Quelle: Georg von Vollmar, Über die naechsten Aufgaben der deutschen Sozialdmokratie. Zwei Reden gehalten am 1. Juni und 6. Juli im "Eldorado" zu München. München: Ernst, 1891, S. 5 f.
Abgedruckt in Rüdiger vom Bruch und Björn Hofmeister, Hg., Kaiserreich und Erster Weltkrieg 1871-1918. Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung, Hrsg. von Rainer A. Müller, Band 8. Stuttgart: P. Reclam, 2000, S. 218-20.
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