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Herbert von Bismarck an „Wahlbeobachter” in Danzig und Bismarcks Strategie gegen den Linksliberalismus (Oktober 1881)

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Selbiger Paschke, ein lebendiger und eifriger Mann, sagte mir, er traute den Liberalen jede Gemeinheit zu: Eskamotierung oder Vertauschung von konservativen Wahlzetteln oder absichtliche Beschmutzung (indem sie vorher ihre dreckigen und geölten Stiefel anfassen), wodurch sie ungültig werden. Winter, der alle städtischen Beamten für Rickert ins Feld führte, hätte zu Wahlkommissarien von den 35 für Danzig erforderlichen 30 liberale und 5 konservative ernannt, und der Wahlvorsteher kann bei einiger Geschicklichkeit oder Dreistigkeit sehr leicht noch bei der Zählung Wahlzettel unterschlagen. In Berlin wird es ebenso oder noch schlimmer sein. Paschke sagte mir: „Die Wahl ist öffentlich, deshalb können sich auch andere als die Wahlkommissare im Lokal aufhalten. Ich habe mir eine Abschrift von den Wählerlisten geben lassen, und in jedes Wahllokal werden 2 sichere konservative Männer mit diesen Listen als Überwachungskomitee gesetzt: Diese sehen 1) dem Wahlvorsteher auf die Finger, 2) kontrollieren sie, ob noch konserv. Wähler fehlen und lassen diese dann nachmittags durch an der Tür stehende Agenten (4-5 vor jedem Wahllokal) aus ihrer Wohnung zur Stimmabgabe abholen, jeder wird herangeschleppt, und die vorzüglich organisierten Katholiken werden dabei treffliche Dienste leisten, 3) passen sie beim Zählen der Wahlzettel auf, daß keiner zerrissen pp. wird. Außerdem ist allen Wählern gesagt: „Paßt auf, daß der Wahlkommissar, der den Stimmzettel abnimmt, reine Hände hat, sonst verlangt, daß er sich wäscht." —

Das ist eine gute Organisation! Bitte erzähle es an Seckendorff und Luckhardt pp. zur Nachachtung. —

Lebwohl nun,

Dein treuer HB.

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