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August Bebels Rede im Norddeutschen Reichstag gegen den Deutsch-Französischen Krieg und die Annexion von Elsass-Lothringen (26. November 1870)

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viel Geschrei und wenig Wolle. Meine Herren, der deutsche Liberalismus als Vertreter des deutschen Großbürgertums, der Bourgeoisie, war es vorzugsweise, der mit besonderer Vorliebe für diesen Krieg eingetreten, mit der größten Begeisterung, der sich bereit erklärte, alle möglichen Opfer zu bringen, und, meine Herren, was ist denn das wirkliche Resultat, soweit es materiell sich feststellen läßt: Sie haben vor vier Monaten eine Anleihe von 120 Millionen bewilligt, und von den 100 Millionen, die später zur Zeichnung aufgelegt wurden, sind kaum 68 Millionen gedeckt worden, und daran nahmen mehr als 50 000 Zeichner Anteil. – Sie sehen also, meine Herren, daß der Patriotismus, der sich in den Zeitungen, den Stadtverordneten- und Gemeindekollegien, auf den Landtagen breitgemacht hat, in Wahrheit da, wo es sich um wirkliche Opferwilligkeit handelt, gerade bei den patriotischen Schreiern ein sehr geringer war. Meine Herren, die französische Bourgeoisie hat die 750 Millionenanleihe, die Napoleon Bonaparte auflegte, binnen wenig Tagen gezeichnet – Sie haben kaum 68 Millionen aufgebracht. Die Regierungen müssen freilich eingestehen, es hätten noch keine günstigen oder gar keine Nachrichten vom Kriegschauplatz vorgelegen.

Meine Herren, wenn nun ungünstige Nachrichten vorgelegen hätten, würden da wohl die Geldbeutel der so patriotisch Gesinnten eifriger aufgemacht worden sein? Ei, Gott bewahre, sie würden sich noch weniger gezeigt haben, es würde noch viel trauriger gegangen sein, und hier zeigt es sich ganz deutlich, daß zwischen Reden und Handeln ein großer Unterschied ist und daß wir in dieser Beziehung keine Ursache haben, auf das französische Volk von oben herabzusehen. Nun, meine Herren, dieser Hinweis sollte auch dazu beitragen, daß wir uns hier nicht in neue Opfer stürzen, daß wir die Opfer nicht unendlich verlängern, Opfer, die doch nur dadurch hier aufgebracht werden können, daß diejenigen, die immer mit dem Patriotismus voraus sind in den Worten, erst abwarten, ob ihnen die nötigen Prozente auch in die Tasche fallen. (Allgemeine Mißbilligung, Zischen, Ruf: Pfui! Hinaus! Hinaus mit ihm!)

Präsident: Hat denn der Herr Redner auch gar kein Gefühl dafür (er mag den Wert der Nationalität so hoch oder niedrig stellen, wie er will), daß er sich herausnimmt, unser eigenes Volk in dieser seiner Vertretung zu beschimpfen?! (Allseitiges Bravo. Großer Lärm. Ruf: Hinaus mit ihm!)

Ich wiederhole Ihnen, Herr Bebel, daß, wenn Sie sich in diesem Stile fortzufahren nicht entblöden, ich auf meine Verantwortung vor diesem Hause Ihnen das Wort entziehen werde. (Allseitiges Bravo.)

Sie wissen jetzt, woran Sie sind, nachdem ich eine Schonung und Nachsicht ohne Beispiel gegen Sie darum geübt habe, weil Sie hier in so geringer Zahl sind!

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