GHDI logo

9. Literatur, Kunst, Musik
Druckfassung

1. Staat und Regierung   |   1.A. Staatenbund oder Nationalstaat?   |   1.B. Autoritäre Herrschaft oder Verfassungsstaat?   |   1.C. Emanzipation der Juden   |   2. Parteien und Organisationen   |   3. Militär und Krieg   |   4. Wirtschaft und Arbeit   |   5. Natur und Umwelt   |   6. Geschlecht, Familie, und Generationen   |   7. Regionen, Städte, Landschaften   |   8. Religion   |   9. Literatur, Kunst, Musik   |   10. Die Kultur der Eliten und des Volkes   |   11. Wissenschaft und Bildung

In den 1830er Jahren bildete sich in Mitteleuropa eine Gruppe von Autoren, die die Romantik als Kunstrichtung kritisierte und deren Anhänger beschuldigte, mit ihren ästhetischen Theorien politische, soziale und wirtschaftliche Unterdrückung zu kaschieren und zu legitimieren. Die Schriften dieser Autoren, die als Gruppe unter dem Namen „Junges Deutschland“ bekannt wurden, wurden 1835 durch die Behörden des Deutschen Bundes offiziell verboten. Der bekannteste Vertreter des „Jungen Deutschland“ war der Dichter und Literaturkritiker Heinrich Heine (1796-1856), der zu diesem Zeitpunkt bereits im Pariser Exil lebte. Im darauffolgenden Jahr erläuterte er in seinem Buch Die romantische Schule einem französischen Publikum die Kritik des „Jungen Deutschland“ an der Romantik, lobte jedoch auch ebenso die Ziele der Romantiker.

In den Schriften des „Jungen Deutschland“ war die Forderung nach einer realistischeren Kunst bereits enthalten, die das Leben so wiederzugeben versuchte, wie es sich tatsächlich darstellte, anstatt von Idealvorstellungen auszugehen, wie das Leben zu sein habe. Zwei der führenden Romanschriftsteller des Realismus in der Mitte des 19. Jahrhunderts waren Berthold Auerbach (1812-1882) und Gustav Freytag (1816-1895). Im Vorwort zu seinem 1844 erschienenen Werk Schwarzwälder Dorfgeschichten, einer Sammlung von Kurzgeschichten, erklärte Auerbach seine Absicht, das bäuerliche Leben im Südwesten Deutschlands realistisch, nicht idealisiert darzustellen. Freytag entwarf seine programmatischen Vorstellungen von realistischer Literatur in einer Rezension mehrerer Romane, die er 1853 in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Die Grenzboten" veröffentlichte.

Seite 24

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite