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3. Macht und Herrschaft im deutschen Territorialfürstentum: Der Ständestaat
Druckfassung

1. Die Konturen des Alltagslebens   |   2. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation   |   3. Macht und Herrschaft im deutschen Territorialfürstentum: Der Ständestaat   |   4. Die Gesellschaftsordnung   |   5. Das Wirtschaftsleben   |   6. Kulturelles Leben im Anschluss an den Dreißigjährigen Krieg   |   7. Die Originalität der deutschen Aufklärung   |   8. Spannungen der Spätaufklärung   |   9. Schlußbemerkungen: Drei Geisteshaltungen des Zeitalters   |   10. Kurzbibliographie zusammenfassender Werke und allgemeiner Darstellungen zur deutschen Geschichte


Besonders unter Joseph II. erreichte der „aufgeklärte Absolutismus“ einen staatszentrierten Radikalismus, der den mächtigen Hochadel und die geistlichen Instanzen alarmierte und entfremdete. Sowohl im adelsbeherrschten politischen Leben Ungarns als auch in den bürgerlicheren südlichen Niederlanden entfachte dies eine nationalistisch gefärbte Opposition gegen einen als skrupellos empfundenen, germanisierenden Verwaltungsmoloch. Mit Ausbruch der Französischen Revolution 1789 wurde das absolutistische Reformprogramm in Wien unhaltbar, und nach 1792 begann (bis 1835 und darüber hinaus) ein Regime, das sich ein konservatives Programm auf Grundlage von „Thron, Adel und Altar“ zueigen machte.

Wie sich herausstellen sollte, war der Absolutismus eine Rüstung, die den weitläufigen österreichischen Ländern sowie den sie beherrschenden adligen and geistlichen Eliten nicht recht angepasst werden konnte. Lediglich im enger gefassten deutsch-österreichischen und benachbarten böhmischen Kernland erzielten die Habsburger eine zentralisierte und fiskalisch einträgliche militärisch-bürokratische Transformation. Dies reichte freilich nicht aus, um Preußens zeitgleiche Zuwächse aufzuwiegen oder die Kosten für die Herrschaft über die vielen anderen Provinzen Österreichs wettzumachen, wo zunehmend die Gefahr bestand, dass machterweiternde staatliche Neuerungen nationalistischen Widerstand auslösen könnten. Daraus ergab sich die bald darauf von Österreichs langjährigem leitenden Staatsmann, Clemens von Metternich (von 1809-1848 im Amt), gezogene Lehre: Dass Österreichs Sicherheit im Zusammenhalt der Eliten auf konservativen Prinzipien lag und in unablässigem Widerstand, ganz maßgeblich durch polizeiliche Repression, gegen potenziell revolutionäre Erscheinungen wie Liberalismus, Demokratie und Nationalismus. Das Zeitalter des Absolutismus ging vorbei, ohne Österreich gleichermaßen zu begünstigen wie Preußen.

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