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X. Literatur, Kunst und Musik
Druckfassung

Überblick   |   I. Aufbau des NS-Regimes   |   II. Der NS-Staat   |   III. SS und Polizei   |   IV. Der organisierte Widerstand   |   V. Rassenpolitik   |   VI. Militär, Außenpolitik und Krieg   |   VII. Arbeit und Wirtschaft   |   VIII. Geschlechterrollen, Familie und Generationen   |   IX. Religion   |   X. Literatur, Kunst und Musik   |   XI. Propaganda und die Öffentlichkeit   |   XII. Region, Stadt und Land   |   XIII. Wissenschaft

Das Haus der Deutschen Kunst in München, ein neues, von dem Architekten Paul Ludwig Troost (1873-1934) entworfenes Museum, war als Schauplatz für „gute“ Kunst konzipiert, die mit dem Geschmack der Nazis übereinstimmte: neoklassische Malerei und Skulpturen, die den neuen heroischen Geist des Dritten Reichs spiegelten, idealisierte Landschaften, mythologische Darstellungen und Bilder, die „reinrassige“ Arier darstellten – und von solchen geschaffen waren. Bei der Museumseröffnung am 18. Juli 1937 hielt Hitler eine programmatische Rede zur nationalsozialistischen Kulturpolitik und deren Verständnis von „deutscher Kunst.“

Am nächsten Tag eröffnete in den Hofgarten-Arkaden der Münchener Residenz die Ausstellung „Entartete Kunst.“ In ihr wurden 650 konfiszierte Kunstwerke aus 32 Museen gezeigt. Die Nationalsozialisten wandten den Begriff „entartet“ auf jegliche Art von Kunst an, die sich nicht mit ihrer Ideologie oder Propaganda vereinbaren ließ. Ganze künstlerische Strömungen wurden als „entartet“ verunglimpft, hierzu gehörten u.a. Expressionismus, Impressionismus, Dada, Neue Sachlichkeit, Surrealismus, Kubismus und Fauvismus. Der Großteil der begabtesten und innovativsten deutschen Künstler fiel der offiziellen Diffamierung zum Opfer, so z.B. George Grosz, Ernst Ludwig Kirchner, Max Ernst, Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein, Paul Klee und Ernst Barlach. Mit dieser Ausstellung wurden die bildenden Künste zur völligen Unterordnung unter die NS-Zensur und Gleichschaltung gezwungen. Die von Goebbels und dem Präsidenten der Reichskammer der Bildenden Künste Adolf Ziegler (1892-1959) initialisierte Ausstellung wurde zwischen 1937 und 1941 in zwölf weiteren Städten gezeigt. Insgesamt zog sie mehr als 3 Millionen Besucher an, was die Frage nach der öffentlichen Reaktion auf die Benutzung der Kunst als Propaganda durch die Nazis aufwirft.

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