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Bilder - Opposition in der DDR

Nach der Niederschlagung des anfänglichen anti-kommunistischen Widerstands konnte sich die Kritik an der SED-Diktatur nur im Rahmen der marxistischen Ideologie entfalten. Der Bau der Mauer zwang zunächst jedweden öffentlichen Ausdruck von Dissens in den Untergrund und ließ die DDR in den Augen westlicher Journalisten als graues, politisch einheitliches Land erscheinen. Kritik musste daher aus den Reihen enttäuschter Kommunisten selbst kommen, wie von dem Wissenschaftler Robert Havemann, der, kaum der Gefangenschaft der Nazis entronnen, an der Stalinisierung der Humboldt-Universität mitwirkte, schließlich jedoch realisierte, dass der „real existierende Sozialismus“ in der Praxis weit entfernt war von der egalitären Utopie, an die er glaubte. Ermutigt durch dessen scharfe Kritik, verfasste der Regimekritiker und Dichter Wolf Biermann mit seinen Liedern derartig bissige Satiren auf die Parteileitung, dass er 1976 ausgebürgert wurde. Dies wiederum führte zu einem überraschenden Protest prominenter Schriftsteller, die für ihn eintraten. Während die meisten Autoren die emanzipatorischen Ziele des Sozialismus unterstützten, gerierten sich einzelne Intellektuelle wie Christa Wolf und Stefan Heym als loyale Kritiker, indem sie auf Missstände hinwiesen, um das System zu verbessern. Der nächste Dissident, der öffentliches Interesse auf sich zog, war der Umweltaktivist Rudolf Bahro, der eine glühende Anklage gegen die Unterdrückung durch die Bürokratie verfasste. Dafür wurde er verhaftet und schließlich gezwungen, die DDR Richtung Westen zu verlassen. Durch ihr Beispiel legten diese Stimmen aus dem Inneren des sozialistischen Lagers die Keimzelle einer Dissidentenbewegung in der DDR während der siebziger Jahre.

Unter dem Schutz der protestantischen Kirche entwickelte sich eine fundamentalere Kritik in Gestalt einer unabhängigen Friedensbewegung, die sich in den achtziger Jahren zu einer politischen Opposition verbreiterte (Kapitel 12). Die Ablehnung der erzwungenen Militarisierung der DDR-Gesellschaft brachte Intellektuelle und junge Leute dazu, die Forderung nach Schaffung eines „sozialen Friedensdienstes“ unter dem Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ zu erheben. Andere Proteste, die sich auch aus der Furcht vor atomarer Vernichtung speisten, waren für die SED besonders lästig, da diese ihre eigene Friedenspropaganda beim Wort nahmen, sie jedoch auf Missstände im Osten anwandten, statt sie auf den Westen zu münzen. Die massive Repression, mit der das Regime schließlich reagierte, führte der Friedensbewegung die Bedeutung der Menschenrechte vor Augen. Eine neu gegründete Initiative für Frieden und Menschenrechte forderte daher die Verwirklichung jener Freiheiten ein, die in der Verfassung zwar garantiert, tatsächlich jedoch nie eingelöst wurden. Die immer stärker anwachsenden Gruppen von Dissidenten bemühten sich, gemeinsam eine politische Opposition zu bilden, indem sie kommunistische Rituale wie den jährlichen Gedenkmarsch in Erinnerung an die Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts (1919) im Januar 1988 zweckentfremdeten und öffentlich den Wahlbetrug der Regierung während der Kommunalwahlen im Mai 1989 anprangerten.

Obwohl sie im Besitz der überwältigenden Macht war, wurde die SED-Führung zunehmend unsicherer, wie sie mit dieser Herausforderung im Inneren ihres eigenen Systems umgehen sollte. Im Gegensatz zur westlichen Interpretation der Helsinki-Erklärung der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa definierten kommunistische Ideologen Menschenrechte anders, indem sie diese eher auf Sozialleistungen als auf politische Freiheiten bezogen. Dem passiven Widerstand der Bevölkerungsmehrheit, der sich im Desinteresse an harter Arbeit äußerte, versuchten sie, mit einer Mischung von Zwang und Anreizen zu begegnen. Für Besucher aus dem Westen wie Theo Sommer sah es darum so aus, als würde das politische System immer stabiler werden und als hätte die Bevölkerung keine andere Wahl, als sich damit zu arrangieren. Aber sogar auf kleinere Störungen der öffentlichen Ordnung, wie Krawalle nach Rockkonzerten, reagierte die SED mit massiver Repression, was dazu führte, dass sich immer mehr junge Leute gegen das Regime wandten. Einige Regierungsberater, wie das Leipziger Zentralinstitut für Jugendforschung, registrierten den zunehmenden Prozess der Entfremdung, waren jedoch insgesamt überfragt, wie dieser zu stoppen sei. Obwohl die berüchtigte Geheimpolizei, die Stasi, im Sommer 1989 die Entstehung eines landesweiten Netzwerkes von Regimekritikern bemerkte, glaubte sie, die Dinge immer noch fest im Griff zu haben.

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