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Jakob Wassermann (ca. 1928); Titelseite seiner Autobiografie Mein Weg als Deutscher und Jude (1921)

Jakob Wassermann (1873-1934), war ein Autor, Essayist und Theaterkritiker, der sowohl bei der Kritik als auch beim Publikum erfolgreich war. Er zählte Arthur Schnitzler, Hugo von Hoffmannthal, Thomas Mann, Hermann Hesse und Samuel Fischer – Gründer des S. Fischer Verlages und sein Verleger – zu seinem literarischen Freundeskreis. 1926 wurde er in die Preußische Akademie der Künste gewählt, jedoch schon 1933 aufgrund des Aufstiegs der Nationalsozialisten wieder ausgeschlossen. Seine Bücher wurden im selben Jahr verboten. Das letztes Werk, Joseph Kerkhovens dritte Existenz, wurde posthum 1934 in den Niederlanden veröffentlicht.

Der folgende Auszug stammt aus seiner 1921 erschienenen Autobiographie. Wie der Titel andeutet, haderte Wassermann Zeit seines Lebens mit der dualen Natur seiner Identität. „Ohne Rücksicht auf die Gewöhnung meines Geistes, sich in Bildern und Figuren zu bewegen, will ich mir – gedrängt von innerer Not und Not der Zeit – Rechenschaft ablegen über den problematischesten Teil meines Lebens, den, der mein Judentum und meine Existenz als Jude betrifft, nicht als Jude schlechthin, sondern als deutscher Jude, zwei Begriffe, die auch dem Unbefangenen Ausblick auf Fülle von Mißverständnissen, Tragik, Widersprüchen, Hader und Leiden eröffnen. Heikel war das Thema stets, ob es nun mit Scham, mit Freiheit oder Herausforderung behandelt wurde, schönfärbend von der einen, gehässig von der anderen Seite. Heute ist es ein Brandherd. [ . . . ] Ich stehe, am Absteig des fünften Jahrzehnts meines Lebens, in einem Ring von Gestalten, und sie wollen mich versichern, da? das Getane nicht umsonst getan sei. Ich bin Deutscher, und ich bin Jude, eines so sehr und so völlig wie das andere, keines ist vom andern zu lösen“. Aus: Jakob Wassermann, Mein Weg Als Deutscher und Jude, Berlin: S. Fischer Verlag, 1921, S. 7, 126.

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Jakob Wassermann (ca. 1928); Titelseite seiner Autobiografie <I>Mein Weg als Deutscher und Jude</I> (1921)

© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (Porträt)