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Kurt Günther, Der Radionist (1927)

Als das Radio als neues Medium hervortrat und sowohl die Kommunikation als auch die Populärkultur nachhaltig veränderte, meldeten sich Kritiker zu Wort, die Bedenken hinsichtlich dessen Einfluss auf das tägliche Leben der Menschen anmeldeten. In einem Artikel für die Frankfurter Zeitung von 1924 schrieb der Herausgeber und Kritiker Siegfried Kracauer: „Auch das Radio zerstäubt die Wesen, noch ehe sie einen Funken gefangen haben. Da viele senden zu müssen glauben, befindet man sich in einem Zustand dauernder Empfängnis, trächtig stets mit London, dem Eiffel-Turm und Berlin. Wer wollte dem Werben der zierlichen Kopfhörer wiederstehen? Sie glänzen in den Salons, sie ranken sich selbsttätig um die Häupter – und statt eine gebildete Unterhaltung zu pflegen, die ja gewiß langweilen mag, wird man zum Tummelfeld von Weltgeräuschen, die ihrer etwaigen objektiven Langeweile ungeachtet, nicht einmal das bescheidene Recht auf die persönliche Langeweile zugestehen.“ [Siegfried Kracauer, Werke, Band 5.2, S. 162. Original: Frankfurter Zeitung, 16. November 1924.]

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Kurt Günther, <i>Der Radionist</i> (1927)

Original: Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
© Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz / Nationalgalerie, SMB / Klaus Göken