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Angehörige des Roten Kreuzes helfen einer älteren Frau zur Volksabstimmung in Oberschlesien (20. März 1921)

Artikel 88 des Versailler Vertrages verfügte, dass es in mehreren bislang deutschen Gebieten Volksabstimmungen über die zukünftige Staatszugehörigkeit geben sollte. Deutschlands Ostgrenze war ein besonders umstrittenes Thema. In der preußischen Provinz Oberschlesien, einem rohstoffreichen, stark industrialisierten Gebiet, hatte es seit Ende des Krieges wiederholt bewaffnete Aufstände gegeben, welche den Anschluss des Gebiets an Polen zum Ziel hatten. Die Provinz wurde zunächst von französischen, britischen und italienischen Truppen besetzt, bis am 20. März 1921 schließlich eine Volksabstimmung stattfand, in der die Bevölkerung über die staatliche Zugehörigkeit zu Deutschland oder zum neuen polnischen Staat entscheiden sollte. Auf diesem Foto sind Mitarbeiter des Roten Kreuzes zu sehen, die eine ältere Frau zu einem Wagen begleiten, um sie zum Wahllokal zu fahren. Offensichtlich waren beide Seiten bemüht, so viele Wahlberechtigte wie möglich zur Teilnahme an der Abstimmung zu bewegen. Die Wahlbeteiligung war mit fast 98 % enorm hoch, und 60% der Bevölkerung sprachen sich für die weitere Zugehörigkeit zu Deutschland aus, während 40% für eine Zugehörigkeit zu Polen votierten. Das klare Ergebnis zugunsten Deutschlands wurde von polnischen Nationalisten abgelehnt, und am 3. Mai 1921 organisierten polnische Freischärler, unterstützt von französischen Besatzungstruppen, einen Aufstand, um gewaltsam den Anschluss an Polen zu erzwingen. Deutschland mobilisierte neben Polizeitruppen auch einige der zuvor aufgelösten Freikorps. Der Konflikt resultierte schließlich in der Teilung Oberschlesiens, nach der Deutschland vom Obersten Rat der Alliierten zwar einen der Fläche nach größeren, jedoch rein landwirtschaftlich geprägten Teil zugesprochen bekam, während der industrialisierte Teil Polen zugesprochen wurde.

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Angehörige des Roten Kreuzes helfen einer älteren Frau zur Volksabstimmung in Oberschlesien (20. März 1921)

© FPG/Hulton Archive/Getty Images