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Kapp-Lüttwitz Putsch: Angehörige der Marine-Brigade Ehrhardt mit der Kriegsflagge der Kaiserlichen Marine in Berlin (März 1920)

Laut Versailler Vertrag sollte das deutsche Heer auf 100.000 Berufssoldaten reduziert und die Freikorps aufgelöst werden. Dementsprechend schwelte sowohl unter Offizieren als auch Soldaten der Hass auf die Regierung, die den Vertrag unterzeichnet hatte. Insbesondere die Freikorps, welche Reichswehrminister Noske noch kurz zuvor zur Niederschlagung der radikal-linken Revolutionäre eingesetzt hatte, widersetzten sich ihrer Auflösung. Zu ihnen gehörte auch die offen republikfeindliche Marinebrigade unter dem Kommando von Korvettenkapitän Hermann Ehrhardt, die aus ca. 5000 Soldaten bestand, welche Hakenkreuze auf ihren Stahlhelmen trugen und sich weigerten, die Flagge der Republik zu hissen. Noske ordnete am 29. Februar 1920 ihre Auflösung an, doch General Walther von Lüttwitz (1859-1942), General des Reichswehrgruppenkommandos, widersetzte sich dem Befehl. Zudem versagte er der Regierung die Unterstützung, forderte die sofortige Auflösung der Nationalversammlung und Neuwahlen sowie seine Einsetzung als Oberbefehlshaber der Reichswehr. Als die Reichswehr sich weigerte, im Fall eines Putsches gegen die regierungsfeindlichen Truppen vorzugehen, beschloss Ebert mit dem Großteil seines Kabinetts nach Dresden auszuweichen. Am Morgen des 13. März, kurz nachdem die Regierung die Hauptstadt verlassen hatte, marschierte die Marinebrigade Ehrhardt in Berlin ein und besetzte das Regierungsviertel. Wolfgang Kapp (1868-1922), der ostpreußische rechtskonservative Vorsitzende der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP), erklärte die Regierung für abgesetzt und ernannte sich selbst zum neuen Reichskanzler. Seinen Mitverschwörer Lüttwitz ernannte er zum Reichswehrminister und Oberbefehlshaber. Zu den hochrangigen Militärs, die den Putsch unterstützten, zählte auch General Erich Ludendorff. Der Putsch scheiterte jedoch an der Opposition der Berliner Ministerialbeamten einerseits, die sich loyal zur rechtmäßigen Regierung verhielten und dem der Arbeiterschaft auf der anderen Seite, da die Gewerkschaften einen Generalstreik ausriefen und damit die Stadt lahmlegten. Am 15. März standen Verkehr und öffentliches Leben in Berlin still, und Strom-, Gas- und Wasserleitungen waren außer Betrieb. Auch die Reichsbank weigerte sich, Zahlungen an die Putschisten zu tätigen. Am 17. März kapitulierten die Putschisten, Kapp und Lüttwitz traten zurück und setzten sich anschließend ins Ausland ab. Nur einer der Putschisten, der von Kapp zum Innenminister ernannte Traugott von Jagelow, musste sich später vor Gericht verantworten und wurde nach wenigen Jahren aus der Haft entlassen. Die Marinebrigade Ehrhardt, die auf diesem Foto außerhalb eines besetzten Gebäudes zu sehen ist, hatte bei Kämpfen am Brandenburger Tor mehrere Menschen getötet und verletzt, bevor sie schließlich am 18. März die Stadt verließ. Wie andere Freikorpseinheiten auch, wurde sie allerdings schon kurze Zeit später von der Regierung zur Niederschlagung der aufständischen Arbeiterräte im Ruhrgebiet eingesetzt. Die Gewerkschaften, die durch ihren maßgeblichen Anteil an der Vereitelung des Putsches an politischem Selbstbewusstsein gewonnen hatten, verlangten den Rücktritt Gustav Noskes als Reichswehrminister, da er den reaktionären Tendenzen innerhalb der Reichswehr keinen Einhalt gebot. Am 22. März trat Ebert zurück und wurde durch Otto Geßler (DDP) ersetzt. Zudem wurde General Hans von Seeckt neuer Chef der Heeresleitung.

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Kapp-Lüttwitz Putsch: Angehörige der Marine-Brigade Ehrhardt mit der Kriegsflagge der Kaiserlichen Marine in Berlin (März 1920)

© Bundesarchiv