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Eisenhüttenkombinat Ost (Eisenhüttenstadt) (Oktober 1991)

Die SED beschloss die Gründung des Eisenhüttenkombinats Ost auf ihrem III. Parteitag im July 1950. Diese Entscheidung spiegelt den Wunsch wider, die Stahlproduktion der DDR zu sichern und die Schwerindustrie aufzubauen. Während seiner Zeit in der DDR wurde das Stahlwerk kontinuierlich modernisiert und ausgeweitet und eine ganze Stadt – Eisenhüttenstadt – wurde komplett neu um das Werk herum aufgebaut. Im Jahre 1988, 38 Jahre nachdem sie auf einem leeren Stück Land gegründet worden war, hatte sie eine Bevölkerung von 53.000 Menschen. Im selben Jahr hatte das Eisenhüttenkombinat Ost 12.000 Beschäftigte.

Der Zusammenbruch der DDR, die Wiedervereinigung, und die folgende wirtschaftliche Umstrukturierung hatten dramatische Auswirkungen auf die Wirtschaft der Stadt. Im Mai 1990 wurde das Eisenhüttenkombinat Ost (abgekürzt EKO) in die EKO Stahl AG umgewandelt. Intensivere Konkurrenz westdeutscher Stahlhersteller und der Zusammenbruch der osteuropäischen Märkte führten rasch, über die Umstrukturierung des Werkes hinaus, zu massivem Stellenabbau: Alleine 1990 fielen 9.300 Arbeitsplätze weg, wodurch die Belegschaft auf 2.700 Beschäftigte reduziert wurde. Ende 1994 wurde die EKO Stahl AG von der belgischen Cockerill Sambre Stahl GmbH übernommen. In den folgenden Jahren wurde sie mit der Unterstützung durch europäische Subventionen modernisiert. 2002 wurde das Stahlwerk von der Arcelor Gruppe übernommen, die nach einer Fusion 2007 zur ArceloerMittal wurde. Nun gehört das Werk zu einem der größten Stahlhersteller der Welt.

Obwohl immer noch Stahl in Eisenhüttenstadt produziert wird, ist die Arbeitslosenquote hoch, und die Abgelegenheit der Stadt sowie die ausschließliche Abhängigkeit von der Industrie haben sich als problematisch erwiesen. 2005 waren annähernd 20 Prozent der Einwohner arbeitslos. Eine Welle der Abwanderung, besonders von jüngeren Menschen, hat zwischen 1989 und 2004 einen Bevölkerungsrückgang von etwa einem Drittel bewirkt. Wie in vielen anderen ostdeutschen Städten führte der Verlust an Einwohnern zu einem riesigen Bestand leerer Wohnhäuser – im Juli 2003 betrug die Leerstandsquote etwa 22 Prozent. Die Gesamtsituation der Stadt hat manche sogar dazu veranlasst, das frühere DDR-Prunkstück als „Schrott-Gorod“ zu bezeichnen – ein Name gebildet aus „Schrott“ und dem russischen „gorod“ (Stadt).

Seit 1993 ist das „Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR“ in der Stadt beheimatet, welches darauf abzielt, die materielle Kultur der DDR zu erhalten und zu dokumentieren.

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Eisenhüttenkombinat Ost (Eisenhüttenstadt) (Oktober 1991)

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