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Säuglingszimmer im Entbindungsheim des Vereins „Lebensborn e.V.” in Steinhöring (Oberbayern) (1938)

Wie viele andere Aspekte der NS-Bevölkerungspolitik, so war auch die Bekämpfung der Abtreibung nur oberflächlich von sozialkonservativer Natur. Sie basierte nicht auf ethisch-religiösen, sondern auf rassisch-biologischen Überzeugungen, wonach die Verweigerung oder gar Ermordung von dringend benötigtem Nachwuchs als Verrat an der Volksgemeinschaft galt. Tatsächlich erstrebte das Regime eine grundlegende Neuordnung von gesellschaftlichen Strukturen, sowie von traditionellen Wert- und Moralvorstellungen. Heinrich Himmler zum Beispiel glaubte, dass die Ursachen der Abtreibung in den Sozialzwängen des Kleinbürgertums zu finden seien, die unverheiratete Mütter und uneheliche Kinder stigmatisierte. Viele Schwangere sähen Abtreibung als einzige Lösung. Zu ihrem Schutz sowie zur Unterstützung von Kinderreichtum in der SS gründete Himmler am 12. Dezember 1935 den sogenannten „Lebensborn e.V.“, der ledigen Frauen „guten Blutes“ in eigenen Entbindungs- und Mütterheimen die geheime Austragung der Schwangerschaft ermöglichte und oft Vormundschaft und Betreuung ihrer Kinder übernahm. Insgesamt wurden rund 8.000 Kinder in Lebensbornheimen geboren. An den christlich-bürgerlichen Moralvorstellungen der deutschen Bevölkerung änderte Himmlers Projekt jedoch nichts. Tatsächlich war es schnell von skandalösen Gerüchten umgeben, wonach Lebensbornheime „Züchtungsbordelle“ wären, in denen SS-Männer systematisch ledige Frauen schwängerten. Bisherige Nachforschungen haben aber keine Beweise für solche Behauptungen erbracht.

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Säuglingszimmer im Entbindungsheim des Vereins „Lebensborn e.V.” in Steinhöring (Oberbayern) (1938)

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