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Auspeitschung einer Frau (1783)

Während im Mittelalter ein relativ straffreier Umgang mit sexuellen Übertretungen geherrscht hatte, leiteten die protestantische Reformation und die katholische Gegenreformation eine Epoche strengerer Moralkodizes und härterer Strafmaßnahmen ein. In Fällen von vorehelichen Sexualbeziehungen, besonders jenen, die zu einer Schwangerschaft führten, zielten deutsche Gerichte erst darauf ab, die Partner zur Heirat zu bewegen, verhängten jedoch auch Geld- oder Körperstrafen. Frauen, deren Sexualpartner keine Mitverantwortung übernehmen wollten, wurden oft als „Huren“ gebrandmarkt und anschließend ausgepeitscht. Ehebruch wurde als ernstes Verbrechen behandelt, und zwar für beide Beteiligten.

Dieses Bild stammt aus dem Roman Carl von Carlsberg oder: Über das menschliche Leid (Bd. 1, 1784) von Christian Gotthilf Salzmann (1744-1811). Es zeigt die Auspeitschung einer Frau am Pfahl. Der Protagonist des Romans, Carl von Carlsberg (links), wird während seiner Reisen Zeuge dieses Vorfalls und, bewegt durch den aus der Aufklärung herrührenden Widerstand gegen grausame körperliche Bestrafung, bringt seinen Protest gegenüber dem peitschenschwingenden Gerichtsdiener und dem Bürgermeister im Fenster zum Ausdruck. Als öffentlicher Fürsprecher für unverheiratete Mütter und ihre Kinder argumentierte Salzmann, dass die Furcht vor Auspeitschung oder Geldstrafen zur Kindestötung führen könne, eines mit dem Tode bestraften Verbrechens. Radierung von Daniel Chodowiecki (1726-1801), 1783.

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Auspeitschung einer Frau (1783)

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