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Der Rath (1698)

Unter patriarchalischer und absolutistischer Herrschaft hatten die Untertanen die Gelegenheit, an ihren Souverän oder dessen Ratgeber mit Gravamina oder Bitten heranzutreten. Zu festgelegten Zeiten wurde es den Bittstellern gestattet, ihre Sorgen vorzubringen und Rat einzuholen. In dieser Szene präsentieren die gebeugte Haltung des Untertanen und die großmütige Geste der Amtsperson den Staat als gütigen und gerechten Vermittler gesellschaftlicher Interessen.

Der volle Titel des Bildes lautet: „Das herrlichste Geleit des Staates ist Güttigkeit“. Der Text lautet:

Die Sonne strahlt die Bettel-Hütten
Gleich hell wie reiche Däche an:
Womit auch gegen Jederman,
der hohe Hülff und Rath aus schütten.
Gönnt man Bedrangten kein Gesicht,
so höret Gott auch gleichfalls nicht.

Kupferstich von Johann Christoph Weigel (nach 1654-1726) aus seinem Werk Abbildung der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände (Regensburg, 1698) mit Versen von Abraham a Sancta Clara (1644-1709). Abraham a Sancta Clara war ein Augustinermönch, der aufgrund seiner drastischen, mit Humor gespickten Predigten und seiner umfänglichen Schriften und Traktate zu moralischen und religiösen Themen Berühmtheit erlangte. Er wurde von Leopold I. (reg. 1648-1705) zum kaiserlichen Hofprediger ernannt.

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Der Rath (1698)

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