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Die Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann (Oktober 1953)

Elisabeth Noelle (seit 1946: Noelle-Neumann) studierte in München, Königsberg und Berlin Geschichte, Philosophie, Zeitungswissenschaft und Amerikanistik. 1937 erhielt sie ein Jahresstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) zum Besuch der School of Journalism an der University of Missouri-Columbia. Auf der Grundlage amerikanischer Publikationen promovierte sie 1940 in Berlin über „Amerikanische Massenbefragungen über Politik und Presse“, wobei sie ihre Arbeit, wie auch andere Schriften aus der Kriegszeit, nicht frei von antisemitischen Tönen hielt. Um auch nach Kriegsausbruch für ihre Dissertation das aktuellste Material aus den USA zu bekommen, waren ihr Kontakte zum Reichspropagandaministerium behilflich. Während des Krieges arbeitete Noelle nach einem Volontariat bei der Deutschen Allgemeinen Zeitung u.a. bei der von Joseph Goebbels mit besonderen Freiräumen ausgestatteten Wochenzeitung Das Reich. 1947 gründete Noelle-Neumann mit ihrem Mann, dem Journalisten Ernst Peter Neumann, nach dem Vorbild des amerikanischen Gallup-Instituts das Institut für Demoskopie Allensbach. Schnell entwickelte es sich zu einer Institution auf dem Feld der Meinungsforschung. Im Bundestagswahlkampf 1953 nutzten die Unionsparteien CDU/CSU die professionelle demoskopische Beratung des Allensbach-Institutes und entschieden sich – letztlich mit Erfolg – auf dieser Grundlage für eine personalisierte, ganz auf Adenauer konzentrierte Wahlkampagne. Wegen der Lage des Instituts in Allensbach am Bodensee erhielt Noelle-Neumann in der Bonner Republik den Spitznamen „Pythia vom Bodensee“.

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Die Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann (Oktober 1953)

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