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Sekretärin beim Diktat in die Schreibmaschine (1954)

Im Krieg und in der unmittelbaren Nachkriegszeit nahmen Frauen vermehrt die Arbeitsplätze von Männern ein, die im Kriegseinsatz, gefallen bzw. vermisst waren, oder sich immer noch in Kriegsgefangenschaft befanden. Mit der Rückkehr der Kriegsgefangenen und der Integration von ethnisch deutschen, vor allem männlichen Vertriebenen auf dem Arbeitsmarkt wurden Frauen aber Ende der 1940er Jahre wieder aus den übernommenen Berufen verdrängt. Gleichzeitig wurden traditionell-konservative Geschlechtervorstellungen bemüht, um die in der Zusammenbruchsgesellschaft erschütterten Leitbilder im Bereich Familie und Ehe zu rekonstruieren, und eine Art gefühlter „Normalität“ herzustellen. Teil dieser Rekonstruktion war die Festlegung auf „Männer“- und „Frauenberufe.“ So galt z.B. Sekretärin als typischer „Frauenberuf.“ Dass diese sozial konstruierten Geschlechterzuschreibungen tatsächlich Folgen auf dem Arbeitsmarkt hatten, zeigt sich an der überdurchschnittlich hohen Beschäftigung von Frauen im Bereich Verwaltungs- und Büroberufe: Während 1954 35,9 Prozent aller Erwerbstätigen weiblich waren, machte der Frauenanteil in diesen Berufen 56,5 Prozent aus. Selbst dort wo Frauen die gleiche Tätigkeit ausübten wie Männer, wurden sie oft schlechter bezahlt, da ihre Arbeit entweder als weniger gut oder wertvoll angesehen wurde oder weil die Ansicht bestand, ein Mann müsse genug verdienen, um eine Familie zu ernähren, während bei Frauen davon ausgegangen wurde, dass sie Teil der Familie eines Mannes waren. Fotograf unbekannt.

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Sekretärin beim Diktat in die Schreibmaschine (1954)

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