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„Schwarz wird weiß oder Mechanische Entnazifizierung” (1946)

„Springt immer rein! Was kann euch schon passieren,
Ihr schwarzen Böcke aus dem braunen Haus!
Man wird euch schmerzlos rehabilitieren.
Als weiße Lämmer kommt ihr unten raus.
Wir wissen schon: Ihr seid es nie gewesen!
(Die andern sind ja immer schuld daran – –)
Wie schnell zum Guten wandeln sich die Bösen,
Man schwarz auf weiß im Bild hier sehen kann.“
J. Menter

Die Karikatur setzt sich ironisch-kritisch mit den problematischen Ergebnissen der Entnazifizierung auseinander. Auf ihr ist zu sehen, wie durch den „Entnazifikator“ in Bayern (an den bayerischen Landesfarben links zu erkennen) unter der Aufsicht eines alliierten Besatzungsoffiziers (rechts oben, mit langer Liste in der Hand) „schwarze Böcke aus dem Braunen Haus“ (der NSDAP-Zentrale in München) zu weißen Unschuldslämmern, jetzt mit dem christlichen Kreuz um den Hals und Blumen in der Hand, gemacht werden. Die Inschrift auf der Maschine schreibt Heinrich Schmitt, dem bayerischen Sonderminister für politische Befreiung, der gegenüber der amerikanischen Militärregierung für die Umsetzung der Entnazifizierung verantwortlich war, das Patent des „Entnazifikators“ zu. Unter den Augen eines offenbar politisch unbelasteten Publikums ziehen die Unschuldslämmer an der bayerischen Regierung und einem Kirchenvertreter (Bildmitte, auf der Kanzel) vorbei. Das Spruchband links „Über einen reuigen Sünder ist mehr Freude als über zehn Gerechte“ nimmt ironisch Bezug auf die Bibelstelle Lukas, 15:7. Karikatur aus dem Simplizissimus (1946) von Max Radler (1904 -1974).

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„Schwarz wird weiß oder Mechanische Entnazifizierung” (1946)

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